LICHT AUS, SPOT AN: ILJA RICHTER WIRD 60!
Lang ist’s her: In den 1970er Jahren war der gebürtige Berliner Ilja Richter Stammgast in bundesdeutschen Wohnzimmern – zumindest da, wo man sich für Popmusik interessierte. Der Moderator der ZDF-Kultsendung „disco“ feiert am 24. November seinen 60. Geburtstag. Happy Birthday!
Es war jedes Mal der Höhepunkt: Ungefähr zur Halbzeit einer jeden „disco“-Folge setzte der 1952 in Berlin-Karlshorst geborene Ilja Richter, seriös gekleidet in dunklen Anzug und Fliege und das schwarze Halblanghaar ordentlich gescheitelt, zu seinem berühmtesten Ritual an: „Und hier ist sie also!“ Pause. „Heute bei uns zu Gast in der Disco!“ Pause. „Die ab-so-lu-te Hauptgewinnerin des ersten Preises!“ Pause. „Licht aus!“ Begleitet vom lautstarken „Womm!“ des Studiopublikums wird das Saallicht heruntergedimmt. „Spot an!“ Ein einzelnes Spotlight leuchtet auf und reißt den Teenager, der die Quizfrage der vorangegangenen Sendung richtig beantwortet hat, aus der Anonymität der Dunkelheit.
Bis heute wird der Name Ilja Richter mit der legendären TV-Show und nicht zuletzt natürlich mit dem „Licht aus – Spot an!“-Spektakel assoziiert. Zwischen 1971 und 1982 präsentierte die nationale und internationale Pop-Elite ihre jeweils aktuellen Hits in Richters Sendung – eine Wundertüte, die sich über alle stilistischen Grenzen hinweg setzte. Neben Rockgrößen wie Deep Purple, T. Rex, Rod Stewart und Status Quo traten auch Vertreter der einheimischen Schlagerszene auf, zum Beispiel Paola, Jürgen Marcus und Mary Roos. Wobei es durchaus vorkommen konnte, dass die holländischen Golden Earring ihr „Buddy Joe“ rockten und anschließend das Mikrophon an Stimmungskanone Tony Marshall („Ich fang für euch den Sonnenschein“) übergaben, bevor der es dann an Alice Cooper weiterreichte, der „School’s Out“ zum Besten gab. Spätestens danach folgte als kurze Filmeinspielung wieder ein von Richter selbst geschriebener und gerne auch mit populären Gästen wie Günther Netzer oder Theo Lingen inszenierter Sketch.
Wer Popmusik im Fernsehen erleben wollte, musste in jenen Jahren genügsam sein – Rock und Pop waren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen noch keineswegs akzeptiert und fanden allenfalls in Programmnischen statt. „disco“ half das zu ändern. Die Sendung wurde so erfolgreich, dass sie bald einen Sendeplatz am frühen Samstagabend erhielt. 1971 war das Konzept aus der seit 1966 gesendeten Show „4-3-2-1 Hot & Sweet!“ entwickelt worden, um eine Alternative zum populären „Beat-Club“ der ARD zu bieten. In den frühen 1970er Jahren gelang dies, in späteren Jahren allerdings setzten die Verantwortlichen deutlich stärker auf das Schlagerformat, womit „disco“ in Zeiten der Punk- und Disco-Welle deutlich an Publikumszuspruch verlor. 1982 wurde das Format eingestellt.
Ilja Richter hatte es nach dem Ende der Sendereihe nicht leicht, als seriöser Schauspieler wieder Fuß zu fassen. Dennoch hat er sich mit Projekten wie zum Beispiel Bodo Kirchhoffs Ein-Personen-Stück „Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf“ Respekt auch jenseits des Pop-Publikums erspielt. Mit „disco“ und seine Rolle als Gallionsfigur der legendären Show hat er längst seinen Frieden gemacht. 2011 ging Richter zum 40-jährigen Jubiläum auf „disco-Tour“ und präsentierte Stars von damals für ein Live-Publikum. Dazu veröffentlichte er in Zusammenarbeit mit Sony unter dem „disco“-Label diverse erfolgreiche Hit-Compilations.
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Am 24. November feiert Ilja Richter seinen 60. Geburtstag und das ZDF feiert mit. Ab 0:20 Uhr sehen Sie “Das Beste aus disco” in der ZDF-Kulturnacht – HAPPY BIRTHDAY, Ilja!