ELVIS PRESLEY. King Of Rock’n’Roll. Der berühmteste und erfolgreichste Sänger aller Zeiten! Mit seinen Songs, seiner unnachahmlichen Stimme und seinem explosiven Sexappeal löste er Mitte der Fünfzigerjahre eine Revolution aus – und veränderte die Welt für immer! Auch 40 Jahre nach seinem tragischen Tod bleibt der King unvergessen. Jetzt wird sein frühes Schaffen, mit dem er den Grundstein zu einer einzigartigen Weltkarriere legte, mit einem essenziellen 3-CD-Set gewürdigt: ELVIS PRESLEY – A BOY FROM TUPELO. Ein gewichtiges Stück Musikgeschichte…

Text: Alex Gernandt

Memphis, Tennessee. 16. August 1977. Schwüle Hitze liegt an diesem Nachmittag über der pulsierenden Südstaaten-Metropole. Urplötzlich ist die ganze Stadt wie gelähmt, eine tragische Nachricht erschüttert die Menschen: Elvis Presley, der berühmteste Sohn der Stadt, ist tot! In seiner Villa Graceland ist der King Of Rock’n’Roll einem Herzinfarkt erlegen, mit nur 42 Jahren. Die Ärzte im Baptist Memorial Hospital können nichts mehr für ihn tun. Die Nachricht verbreitet sich (auch Jahrzehnte vor Social Media!) wie ein Lauffeuer. Nicht nur Memphis, die ganze Welt ist geschockt vom tragischen Ende des größten Sängers aller Zeiten.

Alle TV-Sender bringen die Breaking News, im Radio laufen Elvis-Songs nonstop rauf und runter. “Heartbreak Hotel”, “Love Me Tender”, “Don’t Be Cruel”, “Always On My Mind”. Fans in aller Welt trauern, und wer vor Ort ist, pilgert nach Graceland, Elvis’ großzügiges Anwesen im Bezirk Whitehaven, dessen Adresse bereits zu Lebzeiten (!) offiziell 3764 Elvis Presley Boulevard lautet. Herzzerreissende Szenen spielen sich dort ab, tausende weinen, manche fallen in Ohnmacht, andere sind stumm vor Schmerz, alle fassungslos und vereint in kollektiver Trauer. Selbst “Nicht-Fans” sind schockiert von seinem frühen Tod, der König des Rock lässt niemanden kalt.

“Der Tod Elvis Presleys nimmt unserem Land einen Teil seiner selbst. Elvis war einzigartig und ist unersetzbar. Seine Musik und seine Persönlichkeit haben die Kultur Amerikas verändert”, sagt der amtierende US-Präsident Jimmy Carter in einem offiziellen Statement. Das alles zeigt, was für eine Wirkung Elvis auf die Menschen hat. Zum 40. Mal jährt sich am 16. August sein Todestag – und noch immer ist Elvis Presley so präsent wie zu Lebzeiten. Noch immer begeistern die Songs, die ihn unsterblich machten, Millionen Fans, “like he never left the building”.

ZUM GEBURTSTAG EINE GITARRE STATT GEWEHR!

Doch Elvis’ Leben beginnt alles andere als vielversprechend. In der Kleinstadt Tupelo, Mississippi, kommt er am 8. Januar 1935 als Elvis Aaron Presley zur Welt. Sein Zwillingsbruder Jesse Garon stirbt bei der Geburt, ein Schicksal, das Elvis sein Leben lang begleiten wird. Die Eltern Gladys Love und Vernon Elvis Presley sind bitterarm. Sie leben in einer bescheidenen, selbstgezimmerten Holzhütte in der Old Saltillo Road (heute: Elvis Presley Drive). Ihr Einkommen, der Vater ist Hilfsarbeiter, reicht gerade so zum Überleben.

Elvis’ Mutter, zu der er bis zu ihrem Tod 1958 ein sehr inniges Verhältnis hat, ist tiefgläubig. Sie nimmt ihren Sohn regelmäßig mit in die Kirche. Dort kommt Elvis erstmals mit Gospelmusik in Berührung. Der damals noch dunkelblonde Junge ist fasziniert von der gewaltigen Kraft und Harmonie der Stimmen, die Gefühle in ihm auslösen, so stark, dass Gospel-Sound später ein wichtiger Bestandteil seines Repertoires werden wird. “Ich habe mich früher die ganze Woche auf die Kirche und das Singen gefreut”, sagt Elvis später in einem Interview. “Es war das einzige Gesangstraining, das ich je hatte.”

Am 3. Oktober 1945 nimmt er an einem Gesangswettbewerb der “Mississippi-Alabama Fair and Dairy Show” teil. Er singt die Nummer “Old Shep”, eine rührende Ballade über einen Jungen namens Jim und seinen geliebten Schäferhund, der stirbt. Elvis, damals zehn, muss sich dabei auf einen Stuhl stellen, um gesehen zu werden. Er wird Zweiter, gewinnt fünf Dollar und on top freien Eintritt zu allen Karussells. Es ist der allererste Auftritt seines Lebens.

Zu seinem 11. Geburtstag wünscht sich Elvis nichts sehnlicher als ein Spielzeuggewehr, das er im Schaufenster des lokalen General Stores gesehen hatte. Doch es ist zu teuer! Stattdessen schenkt ihm seine Mutter eine Wandergitarre – eine Entscheidung, mit der sie unwissentlich die Weichen stellt für eine der außergewöhnlichsten Karrieren der Musikgeschichte. Von seinen beiden Onkels und dem örtlichen Pastor lernt Elvis Gitarrespielen. Er flüchtet sich in die Musik. In der Schule gilt der Hillbilly-Fan als Einzelgänger, die Gitarre wird sein bester Freund.

1948 ziehen die Presleys von Tupelo in die 175 km entfernte Großstadt Memphis, wo sie sich ein besseres Leben erhoffen. Elvis wächst in einem Wohnblock in der Winchester Avenue, Lauderdale Courts, einer auch von Schwarzen bewohnten Nachbarschaft auf. In der Waschküche im Keller übt er fleißig Gitarre. Oft hängt er in der nahegelegenen Beale Street ab, wo er R&B und Blues hört und sich für die lässige schwarze Mode begeistert, die farbenfrohen, weitgeschnittenen Anzüge, die die afroamerikanischen Männer dort tragen. Er beginnt, sich selbst so zu kleiden. Seine Haare stylt er mit Hilfe von Rosenöl und Vaseline zu einer Tolle.

“I DON’T SOUND LIKE NOBODY” – SO BEGINNT ELVIS’ WELTKARRIERE!

 Das Sun-Studio in der Union Avenue in Memphis ist ein mythischer Ort. Er gilt als Geburtsstätte des Rock’n’Roll. Bereits im Jahr 1951 entstand hier mit “Rocket 88” von Jackie Brenston and his Delta Cats (mit Komponist und Bandleader Ike Turner) die erste Rock’n’Roll-Single der Geschichte. Doch auch die Story von Elvis’ erstem “Auftritt” im Sun-Studio ist legendär. Sommer 1953. Für etwa acht Dollar nimmt der damals 18jährige, der gerade seinen Abschluß an der L.C. Humes Highschool gemacht hat und jetzt als Lastwagenfahrer jobbt, im Studio auf eigene Kosten die beiden Lieder “My Happiness” und “That’s When Your Heartaches Begin” auf. Die selbstbesungene Acetat-Platte, die es für diesen Preis im Memphis Recording Service gibt, will er seiner geliebten Mutter Gladys schenken. Es ist das erste Mal in seinem Leben, dass er in einem professionellen Studio singt. Marion Keisker, die Assistentin von Studiogründer Sam Phillips, ist ganz angetan von dem unbekannten jungen Sänger. Sagenhaft der überlieferte Dialog zwischen Elvis und ihr: “What kind of singer are you?” – “I sing all kinds.” – “Who do you sound like?” – “I don’t sound like nobody!”

Keisker hinterlässt Phillips, der bei der Aufnahme nicht zugegen war, daraufhin eine Nachricht: “Elvis Presley. Guter Balladensänger.” Und macht ihn damit auf das Nachwuchstalent aufmerksam. Phillips, der stets auf der Suche nach neuen Künstlern ist und diese in ihrer Entwicklung unterstützt, sagt damals: “Wenn ich einen Weißen finden würde, der den schwarzen Sound mit Gefühl rüberbringt, könnte ich glatt Millionär werden!” Jetzt hat er ihn gefunden!

MIT ROCK’N’ROLL WIRD ELVIS DIE GANZE WELT EROBERN!

Elvis kombiniert gekonnt weißen Country-Sound mit schwarzem Rhythm & Blues, aus dem der Rock’n’Roll entstanden ist. Und er kehrt zurück in die Sun-Studios. Im Januar 1954 nimmt er eine weitere, eigenfinanzierte Acetat-Platte auf mit “I’ll Never Stand In Your Way” und “It Wouldn’t Be The Same (Without You)”.

Faszinierend sind dazu die Einträge in Elvis’ Tagebuch, die im Booklet zu A BOY FROM TUPELO enthalten sind. Sie beginnen am Independence Day, dem 4. Juli des Jahres 1954, an dem Elvis seiner ersten professionellen Aufnahmesession am Folgetag entgegenfiebert. Nebenbei muss der junge Mann für einen Dollar die Stunde als Lastwagenfahrer bei der Firma Crown Electric schuften, um für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Er kann sich damals nur abends und an den Wochenenden seiner Musik widmen.

Sam Phillips bittet Elvis, ihm im Studio einige Songs vorzusingen. Als er Arthur Crudups “That’s All Right (Mama)” anstimmt, ist Phillips nicht nur von dieser Songauswahl, sondern auch von seinem gesanglichen Können schwer beeindruckt. Er bestellt zwei lokale Musiker ein, Gitarrist Winfield Scott “Scotty” Moore und Bassist Bill Black (Bild links), die Elvis bei der Recording Session begleiten sollen. Sie spielen den Song zu dritt erneut ein, wobei Elvis plötzlich anfängt, hinterm Mikro wie ein Derwisch zu toben. Er kann bei dem energiegeladenen Sound einfach nicht stillstehen. Drei Tage später hat der stadtbekannte Discjockey Dewey Phillips “That’s All Right”, Elvis’ ersten richtigen Song auf dem Plattenteller. Er spielt ihn in seiner Radioshow “Red, Hot and Blue” beim Sender WHBQ. Kaum ist das Lied zu Ende, rufen die ersten begeisterten Hörer an und erkundigen sich nach dem unbekannten Sänger. Fortan spielt Dewey die Nummer alle zwei Stunden. Eine kleine Sensation scheint sich anzubahnen. Keiner kann jedoch ahnen, dass dieser Newcomer eines Tages die ganze Welt erobern wird. Dewey lädt Elvis zu einem ersten Interview ein, bei dem der erklären muss, dass er Weißer sei und kein Schwarzer, wie alle vermuten.

Als nächstes nimmt das Trio Presley, Black und Moore die Bluegrass-Nummer “Blue Moon Of Kentucky” auf, es folgen Stücke wie “Harbor Lights”, “I Love You Because”, “Blue Moon”, “Good Rockin’ Tonight”, “Baby Let’s Play House” oder “I Don’t Care If The Sun Don’t Shine”.

HIER KOMMT “ELLIS PRESLEY”!

Am 17. Juli 1954 findet im Bon Air Club am Stadtrand von Memphis ein erster kleiner Gig von Elvis und seinen “Blue Moon Boys” Bill Black und Scotty Moore (der anfangs als Elvis’ Manager fungiert) statt. Doch es wird alles andere als ein Erfolg, das trinkfeste Country & Western-Publikum interessiert sich nicht sonderlich für den neuen Sänger.

Sam Phillips und Elvis lassen sich nicht entmutigen. Der umtriebige Phillips verschafft seinem jungen Schützling seinen ersten offiziellen Auftritt beim Country Music Jamboree am 30. Juli 1954 in der Overton Park Shell in Memphis. Auf dem Konzertplakat wird Elvis irrtümlich als “Ellis Presley” angekündigt. Er spielt “That’s All Right (Mama)” und “Blue Moon Of Kentucky” und ist dabei so nervös, dass er beim Singen ständig mit den Beinen wippt. Die Mädels im Publikum drehen daraufhin durch, fangen an zu schreien, geraten in Ekstase. Sowas hatte man bis dato noch nie gesehen. Nach dem Gig ist Elvis völlig verunsichert: “Warum haben mich die Girls so angeschrien?”

Es dauert nicht lange, da ist der ganze Süden Amerikas verrückt nach dem neuen jungen Sänger aus Memphis. Sam Phillips muss sich eingestehen, dass er mit seinem kleinen Sun-Label der großen Nachfrage einfach nicht nachkommen kann. Im November 1955 verlässt Elvis, jetzt gemanagt von einem gewissen Colonel Tom Parker, Sun Records, um beim Major-Label RCA anzuheuern (Bild links: Colonel Parker, Eddy Arnold, Elvis und Steve Sholes von RCA in New York 1955). Dank Elvis Presley – und berühmter Kollegen wie Jerry Lee Lewis, Johnny Cash, Carl Perkins, B.B. King und Roy Orbison, die alle dort aufnahmen – wird das Sun-Records-Gebäude, 706 Union Avenue, am 31. Juli 2003 zum “National Historic Landmark” der Vereinigten Staaten erhoben. Besonders tragisch: Gründer und Elvis-Entdecker Sam Phillips stirbt nur einen Tag zuvor im Alter von 80 Jahren.

Seinen großen Durchbruch feiert Elvis im Frühjahr 1956 mit dem Nummer-eins-Hit “Heartbreak Hotel”. Er wird zu der Identifikationsfigur der aufkommenden Rock’n’Roll-Bewegung, erobert zuerst Amerika und dann die ganze Welt. Seine Markenzeichen: die markante, fast drei Oktaven umfassende Stimme und sein emotionsgeladener Gesangsstil. Mit seinen körperbetonten Bühnenauftritten sorgt er für Furore (Ekstase und Kreischalarm!) in einer Zeit, in der dies bei Entertainern noch nicht üblich ist.

Elvis ist außerdem der erste “One-Name-Artist” und der erste “Crossover”-Künstler der Pop-Geschichte, erfolgreich in so unterschiedlichen Genres wie Rock, Blues, Country und Gospel. Sein in jeder Hinsicht aufregendes Leben und seine einzigartige Karriere sind, inklusive aller Höhen und Tiefen, Thema unzähliger Bücher, Filme und Dokumentationen; sein Einfluss auf andere Musiker bis heute immens. Jimmy Page von Led Zeppelin etwa sagt: “In dem Moment, als ich Elvis und sein ‘Baby Let’s Play House’ hörte, wusste ich, dass ich Musiker werden will!” Auch alle vier Beatles waren glühende Elvis-Verehrer. Bob Dylan meint: “Erstmals Elvis zu hören, war für mich wie aus einem Gefängnis auszubrechen!” Und Rock’n’Roll-Pionier Chuck Berry: “Elvis ist der Beste, den es je gab und geben wird!”

“Elvis Presley is the greatest cultural force in the 20th Century!” stellte auch Leonard Bernstein, Dirigent von Weltruf und ebenfalls Legende zu Lebzeiten, einst bewundernd fest. Das stimmt ohne Zweifel: Der “Boy from Tupelo” hat tiefe Spuren hinterlassen. Wie kaum ein anderer lebte er den “American Dream”. Aus bitterster Armut schaffte es der Junge aus Tupelo auf den Thron des Rock’n’Roll… Seine vielen zeitlosen Songs haben über die Jahre nichts von ihrem Charme und ihrer Faszination verloren, sie zünden heute wie vor 60 Jahren. Mit seiner Genre-sprengenden Musik, seiner gewaltigen Stimme und atemberaubenden Performances hat Elvis die Welt regelrecht erschüttert – und für immer verändert. Das Beben ist bis heute spürbar…

EIN GANZ BESONDERES DOKUMENT SEINES FRÜHEN SCHAFFENS!

Zum 40. Todestag des unvergessenen “King” erscheint jetzt ein ganz besonderes Dokument seines frühesten Schaffens, mit dem sich sein Weg zum King of Rock’n’Roll nachvollziehen lässt: A BOY FROM TUPELO – THE COMPLETE 1953-1955 RECORDINGS ist die umfangreichste Sammlung von Presleys frühen Aufnahmen, die je veröffentlicht wurde! Sie erscheint als 3-CD-Set sowie in digitaler Version. Darunter finden sich sämtliche bekannten Sun-Masters, Outtakes, Live- und Radiomitschnitte, Aufnahmen von Elvis’ ersten selbstfinanzierten Acetat-Platten sowie zahlreiche Tracks, die zum ersten Mal in einem Package versammelt sind. Sogar eine nie veröffentlichte Aufnahme ist zu hören: das erst kürzlich entdeckte “I Forgot To Remember To Forget”, aufgenommen am 29. Oktober 1955 beim Louisiana Hayride Festival in Shreveport, Louisiana.

Das reich bebilderte und illustrierte Booklet umfasst 120 Seiten, eine Mischung aus spannendem Reisetagebuch und Terminkalender. Hier kann man anhand von Anekdoten, Fakten, Erinnerungsstücken und vielen seltenen Fotos Elvis Presleys Tagesabläufe und besondere Ereignisse in seinem Leben nacherleben.

Hinter der Produktion von A BOY FROM TUPELO – THE COMPLETE 1953-1955 RECORDINGS steckt harte Arbeit und viel Liebe zum Detail. Über 1500 Stunden lang widmete man sich der Restaurierung der Aufnahmen, knapp 200 zusätzliche Studiostunden wurden investiert, um das Material minutiös zu remastern. Das Ergebnis klingt atemberaubend! Produziert, recherchiert und konzipiert wurde das Projekt von Elvis-Experte Ernst Mikael Jørgensen, Autor des Buches “Elvis – A Life in Music”. 

A BOY FROM TUPELO: THE SUN MASTERS ist auch als 12″-Vinyl-Longplay (140g) erhältlich. Das Album versammelt auf 17 Tracks alle A- und B-Seiten, die Elvis für Sun Records einspielte sowie weitere im Sun Studio mitgeschnittene Songs, die auf seinem bahnbrechenden Debüt aus dem Jahr 1956 zu hören sind. Die Songs wurden von Sun-Studio-Inhaber Sam Phillips produziert und stammen aus der Zeit zwischen Juli 1954 und Juli 1955. Begleitet wird Elvis von seinen unvergessenen Mitstreitern, Bassist Bill Black († 1965) und Gitarrist Scotty Moore († 2016).