Jimi Hendrix: Galaform in Atlanta!
Es war das größte Konzert, das er je in den USA gab, und es war eines der besten seiner Karriere: Am 4. Juli 1970 gastierte Jimi Hendrix beim Atlanta Pop Festival. Der sorgfältig restaurierte Mitschnitt seiner fulminanten Show ist unter dem Titel „Freedom“ zum ersten Mal offiziell auf einer Doppel-CD zu bewundern.
Text: Ernst Hofacker
Es war ein heißer Tanz. Nicht nur wegen der tropischen Temperaturen, die an jenem Wochenende vom 3. bis zum 5. Juli 1970 in Byron, wenige Meilen südlich von Macon, Georgia, herrschten. Auch in anderer Hinsicht gingen die drei Tage in die Geschichte der Rockmusik ein: Eine gute Viertelmillion Hippies, manche schätzten die Menschenmasse gar auf mehr als eine halbe Million, war in das kleine Städtchen eingefallen. Und mit ihnen die Folklore, die mit der Gegenkultur jener Jahre einherging: Tausende mehr oder weniger bunt bemalter Autos, Kinder, Hunde, alle möglichen Drogen, und nicht zuletzt jede Menge Biker – mitten in den Südstaaten, wo zu dieser Zeit Rassentrennung noch Alltag und die Gebräuche streng waren, eine explosive Situation. Zwar wurden die Hippies nicht wie im nur kurz zuvor gedrehten Kultstreifen „Easy Rider“ durch rabiate Rednecks von ihren Motorrädern geschossen, wohl aber war die Atmosphäre aufgeladen, war die Landbevölkerung gereizt und misstrauisch…
Woodstock des Südens
Byron jedenfalls war an diesem Wochenende des Unabhängigkeitstages Schauplatz des zweiten Atlanta Pop Festivals. Und trotz diverser Zwischenfälle am ersten Festivaltag blieb es überraschend friedlich. Mehr als zwei Dutzend Bands, darunter einige der ganz großen jener Zeit, wechselten sich auf der Bühne ab. Und als Headliner traten am 4. Juli gegen Mitternacht Jimi Hendrix und seine mit Billy Cox (b) und Mitch Mitchell (dr) neuformierte Experience auf.
Bis heute gilt dieser Auftritt beim „Woodstock des Südens“, wie ein Kritiker das Festival mal genannt hat, als einer der explosivsten in Hendrix’ gesamter Karriere. Bislang war die Show nur auf Bootlegs erhältlich, nun aber hat sich Jimis Tonmeister Eddie Kramer der Bänder angenommen und sie sorgfältig restauriert. Herausgekommen ist dabei eines der eindrucksvollsten Zeugnisse der großen Bühnenkunst dieses musikalischen Magiers, der nur wenige Wochen später, am 18. September 1970, in London starb.
„Freedom“: beeindruckendes Dokument
Fans dürfen sich auf ein 2-CD-Set mit beseelten Versionen diverser Klassiker freuen, darunter „Fire“, „Spanish Castle Magic“, „Purple Haze“, „Red House“ und „Hey Joe“. Dazu bot Hendrix in jener Nacht neue Songs, die für sein nächstes Album vorgesehen waren, so den Titeltrack „Freedom“ und „Room Full Of Mirrors“. Highlight: das grandiose „Hear My Train A Comin’“ und ein „Star Spangled Banner“, das im Vergleich zur Woodstock-Version noch um einiges bedrückender ausfiel. Dass der Anfang von „All Along The Watchtower“ wegen eines technischen Fehlers nur von Filmkameras aufgenommen wurde und daher hier mit leichten Klangeinbußen zu hören ist, lässt sich angesichts dieser denkwürdigen Sternstunde leicht verschmerzen.
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Die komplette Trackliste:
CD 1
Fire
Lover Man
Spanish Castle Magic
Red House
Room Full Of Mirrors
Hear My Train A Comin’
Message To Love
CD 2
All Along The Watchtower
Freedom
Foxey Lady
Purple Haze
Hey Joe
Voodoo Child (Slight Return)
Stone Free
Star Spangled Banner
Straight Ahead
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