HAPPY BIRTHDAY JON LORD!
Wohl kein Musiker der klassischen Rock-Ära wird so sehr mit dem Klang seines Instruments identifiziert, wie er: Hammond B3 = Jon Lord. Heute, am 9. Juni, wird der Mitbegründer von Deep Purple 70 Jahre alt – happy birthday!
von Ernst Hofacker
Statt auf den Rockbühnen der Welt hätte seine Karriere ebensogut in den Orchestergräben der klassischen Musik stattfinden können. Schon im Alter von fünf Jahren hockte der kleine Jon Douglas Lord, geboren am 9. Juni 1941 im englischen Leicester, am Familienklavier und paukte erste Stücke der klassischen Musikliteratur. Aber zwei Männer waren es, die den Teenager in den fünfziger Jahren vom klassischen Kurs abbrachten: Jimmy Smith, der die Hammondorgel in den Jazz einführte, und Jerry Lee Lewis, Legende der frühen Rock’n’Roll-Jahre und Derwisch am Piano.
Jon, inzwischen nach London gezogen, tauchte in den frühen Sechzigern ein in die kleine, aber umtriebige Szene an der Themse und fand schnell Anschluss. Unter anderem bei den Artwoods, einer Band, die von Ron Woods Bruder Art Wood geleitet wurde, einige Platten aufnahm, den Schritt in die Charts aber nie schaffte. Jons nächste Station waren die Flower Pot Men, ein kurzlebiges Londoner Studioprojekt („Let’s Go To San Francisco“), das er denn auch schnell wieder verließ.
1968 endlich fand Lord die Band, mit der er den Rock-Olymp erobern konnte. Ursprünglich hatten sich Deep Purple, noch unter dem Namen Roundabout, für einige Studiosessions mit dem Ex-Searchers-Drummer Chris Curtis zusammengefunden, schnell aber kamen sie auf die Idee, es unter eigener Flagge zu versuchen. Der Rest ist Geschichte: Nach ersten Alben und einigen Personalwechseln stand die berühmte Mark-II-Besetzung, und Deep Purple stiegen mit Alben wie „Fireball“, „Deep Purple In Rock“, „Machine Head“ und Klassikern wie „Black Night“, „Smoke On The Water“ und „Woman From Tokyo“ zur Hardrock-Legende auf.
In der Band sorgte Lord mit seiner Hammond-B3-Orgel für die schweren Klangteppiche und kontrastierte die harten Gitarrenriffs des Kollegen Ritchie Blackmore mit seiner klassisch geschulten Virtuosität – mehr als nur ein musikalischer Kontrast, denn Deep Purple verdanken ihrem Organisten auch einige interessante Experimente in Richtung Klassikrock. Etwa die dreiteilige Suite „April“, zu finden auf dem dritten, selbstbetitelten Album von 1969 oder das legendäre „Concerto For Group And Orchestra“, aufgenommen mit dem Royal Philharmonic Orchestra am 24. September 1969.
Nach der Auflösung von Deep Purple 1976 versuchte es Lord zunächst mit DP-Drummer Ian Paice und Sänger/Keyboarder Tony Ashton als Paice Ashton Lord, anschließend wechselte er für einige Jahre zu David Coverdales Whitesnake. Nach der Deep-Purple-Reunion 1984 blieb er der Band bis 2002 treu. Seitdem frönte Jon Lord vor allem seiner alten Liebe, der klassischen Musik. So schrieb er im Jahr 2007 im Auftrag der Universität Durham das „Durham Concerto“ und führte 2008 mit dem australischen Queensland Orchestra sein Werk „Boom Of The Tingling Strings“ auf. Seine bislang letzte Arbeit ist die sechsteilige Orchestersuite „To Notice Such Things“.
Zu Jon Lords 70. Geburtstag ist unser DVD Tipp das DVD-Live-Dokument „Come Hell Or High Water“, das Deep Purple 1993 aus Anlass ihres 25-jährigen Bandjubiläums in der Mark-II-Besetzung aufgenommen haben.