Yusuf/Cat Stevens: Texte zwischen Sinnsuche und Gelassenheit
Berühmt wurde Cat Stevens mit Klassikern wie „Lady D’Arbanville“ und „Morning Has Broken“. Ab 1978 aber schwieg er. Erst im Jahr 2006 kehrte er als Yusuf überraschend zurück. Mit „Tell ’Em I’m Gone“ erscheint nun das dritte Album seit seinem Comeback. Wie viel Cat Stevens steckt in den neuen Songs von Yusuf?
Text: Ernst Hofacker
Nein, seine Stimme hat sich kaum verändert. Noch immer klingt sie warm, herzlich, und selbst in den hohen Registern tönt sie voll und rein. Auch musikalisch ist Yusuf den bewährten Koordinaten seiner Jahre als Cat Stevens treu geblieben: Bevorzugt schöpfte der Singer/Songwriter schon damals aus den Quellen des Folk, verwendete moderate Rockelemente und verstand es, auch ungewöhnlichen Arrangements einen poptauglichen Anstrich zu verpassen. Auf „An Other Cup“ (2006) und „Roadsinger“ (2009) ist Yusuf diesem Rezept treu geblieben.
Selbst wenn er – wie auf seinem neuen Album „Tell ’Em I’m Gone“ – nun auch gelegentlich seinen Wurzeln im schwarzen Blues der 1950er Jahre frönt: Wo Yusuf draufsteht, ist jede Menge Cat Stevens drin! Da verrät auch die Bearbeitung eines alten Schlachtrosses wie Jimmy Reeds Klassiker „Big Boss Man“ auf Anhieb die Handschrift des gebürtigen Londoners, der 1948 als Steven Demetre Georgiou auf die Welt kam. Der Herzschlag seiner Musik stammt nach wie vor von der akustischen Gitarre und hin und wieder mal dem Klavier.
Songs von Glück und Orientierung
Verändert aber haben sich die Themen, die der inzwischen 66-Jährige in seinen Songs aufgreift. Analog zum Lebensweg des Mannes, der 1978 zum Islam konvertierte, seitdem als Geistlicher wirkte und schon als umjubelter Popstar der Seventies jeglichen Rummel und die im Showbiz obligatorische Heldenverehrung ablehnte, geht es in seinen Liedern heute verstärkt um spirituelle Themen. Es sind die großen Fragen, die Yusuf umtreiben: das Glück, die Gelassenheit, Orientierung, Bestimmung, das menschliche Dasein, Sinn und Zweck unserer Existenz.
Weshalb es sich, das sei ausdrücklich angemerkt, bei seinen Songs mitnichten um Predigten oder belehrende Pamphlete handelt. Im Gegenteil, die Botschaften seiner Lieder finden sich in den kleinen Geschichten, die Yusuf erzählt, in der wortgewandten Lyrik, die seine Songs zu Kleinoden macht. Oder, wie er selbst es sagt: „Ein Song ist kurz, er dauert manchmal nicht länger als drei Minuten, aber er hilft uns, für eine Weile frei zu sein. Musik erlaubt uns, über die Grenzen unserer Existenz hinauszuschauen!“ Und sie macht Spaß, denn nach wie vor verfügt der Mann, der einst Hits wie „Wild World“, „The First Cut Is The Deepest“ und „Father & Son“ schrieb, über einen einzigartigen Pop-Instinkt – noch etwas, das Cat Stevens und Yusuf verbindet.
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