WRECKING BALL: DER BOSS AUF DEM KRIEGSPFAD
Am 2. März erscheint mit „Wrecking Ball“ das nunmehr 17. Studioalbum von Bruce Springsteen. Es ist eines der bemerkenswertesten in seiner langen Karriere.
von Ernst Hofacker
„Dies ist die wohl direkteste Platte, die ich je gemacht habe – mit Ausnahme vielleicht von ‚Nebraska’, mit dem dieses Album eine Menge gemeinsam hat.“ So sieht Bruce Springsteen die Sache selbst, wie er unlängst dem US-Magazin Rolling Stone erklärte. In der Tat, „Wrecking Ball“ entstand ähnlich wie vor 30 Jahren „Nebraska“: einfache Balladen zur Akustikklampfe. Die allerdings bearbeitete Springsteen anschließend gemeinsam mit Produzent Ron Aniello im Studio. „Die Platte begann im Grunde als Folkmusik, nur ich und meine Gitarre. Dann stellte Ron eine umfangreiche Klang-Bibliothek bereit, und ich konnte alles Mögliche ausprobieren, zum Beispiel Drumloops aus dem HipHop und dem Country-Blues. Die eigentlichen Drums kamen ja erst später hinzu. Es gab kein vorher festgelegtes Instrumentarium, alles war sehr offen.“ So Springsteen gegenüber dem Rolling Stone.
Folglich bietet „Wrecking Ball“ ein breites Spektrum an überraschenden Sounds, die man dem 62-jährigen Rockveteranen kaum zugetraut hätte. „Rocky Ground“ zum Beispiel flirtet mit HipHop-Grooves, Gospelsängerin Michelle Moore streut gar einen stilreinen Rap ein. „We Are Alive“ wird getragen von einem Bläserriff, der nicht von ungefähr an Johnny Cashs berühmtes „I Walk The Line“ erinnert. Besonderes Bonbon für alle Springsteen-Fans: Das überarbeitete „Land Of Hope And Dreams“, ein bewährtes Schlachtross bei Konzerten der E Street Band, liegt nun erstmals in einer ‚offiziellen’ Studiofassung vor und lässt überdies noch einmal ein Solo des im Sommer 2011 verstorbenen E-Street-Saxophonisten Clarence Clemons hören.
Seine besondere Kraft aber bezieht „Wrecking Ball“ aus den Lyrics der elf Songs. Darin seziert „Citizen Bruce“, wie ihn ein Magazin mal nannte, unbestechlich und mit scharfen Worten den aktuellen Zustand der amerikanischen Gesellschaft. Schonungslos geißeln Stücke wie „Jack Of All Trades“, „Easy Money“ und „Shackled And Drawn“ die Gier der Wall Street, die Korruption der Politik und die immer größere Schere zwischen Arm und Reich in den USA. Fast scheint es, als sei der Boss auf dem Kriegspfad, so zornig und unmissverständlich nennt er die Dinge beim Namen. Textprobe: „Gambling man rolls the dice, workingman pays the bill, it’s still fat and easy up on banker’s hill, the party’s going strong, down here below we’re shackled and drawn“ (aus „Shackled And Drawn“).
„Wrecking Ball“ erscheint am 2. März in drei verschiedenen Versionen. Neben dem Standard-Album wird es eine Special Edition im Oversized Softpack mit zwei Bonustracks sowie eine Vinyl-Ausgabe als Doppelalbum geben. Ab Mitte März wird Bruce Springsteen das neue Album auf einer ausgedehnten Welttournee mit seiner E Street Band vorstellen. Ende Mai stehen auch drei Konzerte in Deutschland auf dem Programm (25.5. Frankfurt, 27.5. Köln, 30.5. Berlin).
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