Jun
22
2020

Bob Dylan: 6 aus 39 – Alben für die Ewigkeit (Folge 1)

Bob Dylan

Fast sechzig Jahre im Geschäft, hat Bob Dylan zahlreiche legendäre Aufnahmen veröffentlicht. Wir schauen uns einige davon näher an. Den Auftakt machen zwei Werke, die ihn Mitte der 60er-Jahre vom Folk in die Rockwelt führten – begleitet von einem kollektiven Aufschrei seiner alten Anhängerschaft: THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN’ und HIGHWAY 61 REVISITED:

THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN’ (1964)

Das Newport Folk Festival im Juli 1963 hat Bob Dylan zum Star und Anführer der Szene gemacht. Sein kurz zuvor erschienenes Album THE FREEWHEELIN’ BOB DYLAN enthält mit „Blowin‘ In The Wind“ einen absoluten Klassiker des Genres, der von Folk-Größen wie Peter, Paul & Mary und Joan Baez gecovert wird. Doch die Rolle als Messias und Sprecher schmeckt dem gerade mal 22-Jährigen nicht, er sucht die ideologische Unabhängigkeit und will sich nicht vereinnahmen lassen.

Bob Dylan The Times They Are A Changin Cover

Statt sich an seinem Erfolg freuen zu können, zieht sich Dylan Ende des Jahres zurück. THE TIMES THEY ARE A-CHANGIN’, veröffentlicht am 13. Januar 1964, zeigt einen veränderten Künstler: Die Platte – seine erste mit ausschließlich eigenen Kompositionen – durchzieht ein apokalyptischer Grundton, vor allem der Titelsong bringt die neue Situation auf den Punkt: Dylan fragt nicht mehr vorsichtig nach, er kündigt mit prophetischer Stimme eine neue Ordnung an. „With God On Our Side“ zerstört den Mythos des von Gott gebilligten Krieges und mündet am Ende in der Zeile: „Wenn Gott auf unserer Seite ist, wird er den nächsten Krieg verhindern“. Andere Songs sind Reaktionen auf Nachrichten, die er im Radio hört – etwa „The Lonesome Death of Hattie Carroll“, in dem er eine rassistische Justiz anprangert. Dazu kommen persönlich gehaltene Liebeslieder wie „Boots Of Spanish Leather“.

„Ich schreibe jetzt nicht mehr Songs für jeden anderen, sondern für mich selbst“, formuliert Dylan seine Entwicklung in dieser Zeit. Die Folkszene kann damit wenig anfangen, ein Jahr nach seiner Krönung bläst ihm beim Newport Festival 1964 starker Gegenwind entgegen. Ausgerechnet Country-Altmeister Johnny Cash wird dort zu Dylans Fürsprecher, die beiden freunden sich an.

Auch eine weitere Begegnung bei dem Konzert wird Dylan prägen: Neben ihm und Cash tritt auch Muddy Waters mit seiner Band in Newport auf. Mit seinem elektrifizierten Chicago-Blues kann er beim weißen Publikum punkten. Als Dylan ein Jahr später Ähnliches auf die Bühne bringt, spaltet er die Zuhörerschaft endgültig. Sein Weg in eine neue Ära beginnt mit diesem Album.

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HIGHWAY 61 REVISITED (1965)

Schon auf dem Vorgänger BRINGING IT ALL BACK HOME konnte die überraschte Fachwelt den einstigen Hoffnungsträger des Folk im elektrifizierten Soundgewand hören. Das Album ist ein Zwischending – eine Seite der neue Dylan mit Band, eine Seite der alte, allein mit Akustikgitarre und Mundharmonika. Doch nicht alle kommen mit den Neuerungen klar.

Bob Dylan Higway 61

Als Dylan am 25. Juli in Newport, begleitet von der Paul Butterfield Blues Band, sein Set mit einer Rockversion von „Maggie’s Farm“ beginnt, buhen ihn Teile des Publikums aus. Auch wenn er später zur Akustik wechselt, ist das alte Bündnis zwischen ihm und der Folkgemeinde nach dem Konzert zerbrochen – und der Sänger endgültig auf dem Weg zu neuen Ufern. Die amerikanische Wochenzeitung The Village Voice bringt einen augenscheinlichen Widerspruch der Fan-Reaktionen auf den Punkt, als sie schreibt: „Dylan hat sich offensichtlich zu schnell entwickelt für einige seiner jungen Anhänger, die aber in fast jeder anderen Hinsicht radikale Veränderung wollen.“

HIGHWAY 61 REVISITED ist ein Manifest dieses Weges und schafft einen Monat nach Newport vollendete Tatsachen. Mit dem grandiosen Opener „Like A Rolling Stone“, bis heute weit oben in den Listen der besten Rocksongs aller Zeiten zu finden, dem anklagenden „Ballad Of A Thin Man“ und dem elfminütigen Epos „Desolation Row“ am Ende – HIGHWAY 61 REVISITED versammelt einige der besten Songs, die Dylan je geschrieben hat.

Das Album, dessen Titel auf jenen Highway verweist, der seinen Geburtsort Duluth in Minnesota mit dem Mississippi-Delta im Süden und damit symbolisch Dylan mit dem Blues verbindet, verstört zwar seine alten Fans, doch es bringt ihm jede Menge neue, denn spätestens jetzt ist auch das Rockpublikum auf seiner Seite. Größen wie die Beatles und die Rolling Stones verehren Dylan und lassen sich ihrerseits von seiner Musik und Texten zu Größerem inspirieren. Auf der folgenden Tournee begleiten ihn The Hawks, aus denen wenig später The Band werden wird.

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Das Beste von Bob Dylan für unterwegs findet ihr in der Top Tracks Playlist:

Bob Dylan Top Tracks Spotify

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