Cassandra Wilson: Tribute-Album für Billie Holiday
Sie ist nicht nur eine der besten und respektiertesten US-Sängerinnen, seit Jahrzehnten ist Cassandra Wilson auch ein erklärter Fan der legendären Billie Holiday. Zum 100. Geburtstag der Jazzlegende veröffentlicht sie nun das wunderbare Tribute-Album „Coming Forth By Day“.
Text: Ernst Hofacker
Keine leichte Aufgabe: Wer heute Songs von Billie Holiday singen will, läuft schnell Gefahr, über eine bloße (und zwangsläufig schlechtere) Kopie ihrer Klassiker nicht hinauszukommen oder sie in einen zeitgeistigen Kontext zu übertragen, der ihnen weder gerecht wird noch der Urheberin mit dem nötigen Respekt begegnet. Kurzum: An dem Vorhaben, das Cassandra Wilson nun umgesetzt hat, kann man auch scheitern.
Behutsam wie ein Samthandschuh
Die zweifache Grammy-Preisträgerin Cassandra Wilson aber wirft mit „Coming Forth By Day“ behutsam einen ganz eigenen Blick auf legendäre Songs wie „Strange Fruit“, die Holiday-Komposition „Billie’s Blues“ und Standards wie „Good Morning Heartache“ oder „These Foolish Things“ und überführt sie in ihren musikalischen Kosmos zwischen Jazz, Soul und Fusion. Dabei verfügt sie als Ausnahme-Interpretin über die nötigen gesanglichen Fähigkeiten, um die emotionale Tiefe von Holidays Originalen nachzuempfinden und ihnen gleichzeitig hier und da neue Aspekte abzugewinnen.
Hochkarätige Besetzung im Studio
Für Cassandra Wilson ist dieses Album die Erfüllung eines langgehegten Wunsches: „Ein Traum geht in Erfüllung! Ich habe mich in Billie Holidays Stimme verliebt, als ich sie zum allerersten Mal gehört habe, und sie hat mich während meiner gesamten Karriere immer inspiriert.“ Wilson verpflichtete für das Projekt in Nick Launay einen Produzenten, der durch seine Arbeit etwa mit Nick Cave längst schon bewiesen hat, dass er den schwierigen Spagat zwischen modernem Klangdesign und zeitloser Originalität beherrscht. Mit von der Partie im Seedy Underbelly Studio in Los Angeles waren dazu keine Geringeren als Kultgitarrist T-Bone Burnett, die Rhythmusabteilung der Bad Seeds sowie der legendäre Arrangeur und Songwriter Van Dyke Parks und Nick Zinner, seines Zeichens Drummer der New Yorker Indierocker The Yeah Yeah Yeahs.
Fazit: „Coming Forth By Day“, Wilsons inzwischen 19. Album, ist eine ebenso respektvolle wie elegante Verbeugung geworden vor dem Werk der größten Jazz-Sängerin von allen – chapeau, madame!
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