Yusuf/Cat Stevens: auf der Bühne ein Frauenschwarm?
Ausgerechnet Cat Stevens, der im November 2014 mit seiner „Peace Train… Late Again“-Tour drei Konzerte in Deutschland gab, wurde in den 1970er Jahren zum Prototyp des Singer/Songwriters: Auf der Bühne betörte der dunkel gelockte Halbgrieche mit Softrockballaden wie „Lady D’Arbanville“ und „Morning Has Broken“ vor allem den weiblichen Teil des Publikums.
Text: Ernst Hofacker
So mancher männliche Konzertbesucher wurde ein wenig unruhig. Da vorn auf der Bühne saß dieser feingliedrige Bursche, der so gar nicht aussah wie ein gewöhnlicher Engländer. Weiße Rüschenbluse, dunkle schwarze Locken, dichter Kinn- und Backenbart, rabenschwarze Augen und dazu diese einzigartige Stimme, zart und sanft, dennoch kräftig und viril. Wenn er die Zeilen seiner Songs ins Mikrophon gurrte, poetisches Zeug wie „your heart seems so silent, why do you breathe so low“ („Lady D’Arbanville“), und dazu versunken auf die Saiten seiner schwarzen Akustikgitarre einschlug, registrierte so mancher pickelige Jüngling, dass die eigene Freundin nur noch Augen für den Barden da vorn hatte und dabei verzückt an dessen Lippen hing. Kurz: Cat Stevens war in den 1970er Jahren der Inbegriff des romantischen Songwriters, genauso wäre man(n) selbst gern gewesen…
Dass Stevens der Starrummel des Showbiz und die grenzenlose Verehrung eines jugendlichen Publikums am Ende so sehr auf die Nerven gingen, dass er sich – ein wohl einmaliger Vorgang in der Geschichte der populären Musik – 1978 konsequent aus der Öffentlichkeit zurückzog und seine Musikkarriere für volle 28 Jahre auf Eis legte, war damals, in der Hochphase seiner Hitjahre, zu Zeiten von „Morning Has Broken“ und „Peace Train“ also, nicht zu ahnen.
Aktuell schaut Cat Stevens, der damals zum Islam konvertierte, sich seit seinem Comeback 2006 Yusuf nennt und mit „Tell ’Em I’m Gone“ gerade ein hochklassiges neues Album herausgebracht hat, mal wieder auf deutschen Bühnen vorbei. Die schwarzen Locken sind nun grau und kurzgeschoren, 66 Jahre zählt er inzwischen. Wer jedoch die Augen schließt und dieser Stimme lauscht, die sich in all den Jahren kaum verändert hat, der dürfte ihn wohl wieder vor sich sehen, den dunkelgelockten schmächtigen Beau, der einst da auf dem Barhocker saß und zerbrechliche Folkmelodien aus seiner schwarzen Gitarre zupfte. Zumal Yusuf heute im Konzert neben den neuen Songs auch ein paar von den alten Klassikern hören lassen wird.
Yusufs neues Album „Tell ’Em I’m Gone“ ist kürzlich erschienen und ist allemal eine Hörprobe wert.
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