Sep
22
2014

Yusuf / Cat Stevens: Neues Album atmet Blues

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Acht Jahre nach seinem Comeback als Yusuf präsentierte Cat Stevens ein neues Studioalbum. Tatsächlich schließt „Tell ’Em I’m Gone“ Kreise, wurde von Rick Rubin produziert und birgt faustdicke Überraschungen!

Text: Ernst Hofacker

Rumpelnder Chicago Blues ist das Letzte, das man von Cat Stevens erwarten würde. Berühmt geworden ist der Mann, der sich seit seinem Comeback im Jahr 2006 Yusuf Islam nennt, schließlich in den 1970er-Jahren durch eine Reihe hochklassiger Singer/Songwriter-Alben sowie eine beeindruckende Anzahl von Pophits, von denen „Morning Has Broken“, „Lady D’Arbanville“ und „Peace Train“ nur die bekanntesten sind.

Trip in die Fifties

Mit „Tell’ Em I’m Gone“ aber offenbart Cat Stevens nun eine weitgehend unbekannte Seite seiner musikalischen Wurzeln: den Blues, Rock’n’Roll und Rhytm’n’Blues der 1950er-Jahre, der ihn wie so viele britische Teenager jener Jahre nachhaltig geprägt hat. Augenzwinkernd kommentierte er das kürzlich so: „Verborgen hinter meiner bekannten Singer/Songwriter-Persönlichkeit, lauerte mein R’n’B-Alter-Ego. Es wartete nur darauf, losgelassen zu werden.“

Yusuf ließ den Bluesmann in sich von der Leine, und so findet sich im Tracklisting des Albums eine Coverversion des Jimmy-Reed-Klassikers „Big Boss Man“, den man eher im Repertoire früher englischer Bluesbands wie der Animals und Pretty Things vermutet hätte (wo er tatsächlich auch auftauchte). Darüber hinaus hat der Londoner für dieses Album weitere vier Fremdkompositionen interpretiert, darunter Edgar Winters „Dying To Live“ und „The Devil Came From Kansas“, das Procol Harum bereits 1969 für ihr Album „A Salty Dog“ geschrieben hatten. Neben insgesamt fünf Coverversionen bietet „Tell’ Em I’m Gone“ aber auch fünf Yusuf-Originale.

Die Freiheit des Einzelnen

Das Fremdmaterial und Yusufs Songs verbindet ein gemeinsamer thematischer Roter Faden, den der Sänger so zusammenfasst: „Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es geht um den ewigen Kampf um Freiheit! Ist es nicht das, wovon die meisten Menschen träumen? Die Musik und besonders der Blues waren ein Fluchtmittel für diejenigen, die an die Geschicke der Reichen und Mächtigen gekettet waren.“

Yusuf_FINAL_5x5Eine weitere Verbindung zu Yusufs Tagen als Cat Stevens findet sich in den Credits des Albums: Neben Rick Rubin, der als Co-Produzent fungierte, saß bei den Aufnahmesessions kein Geringerer als Paul Samwell-Smith hinter dem Mischpult. Er zeichnete als Produzent schon für klassische Stevens-Alben wie „Mona Bone Jakon“ (1970), „Tea For The Tillerman“ (1970) und „Teaser And The Firecat“ (1971) verantwortlich und gehörte dereinst zur Besetzung der legendären Yardbirds, die eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des britischen Blues spielten. Als Gastmusiker wirkten auf „Tell ’Em I’m Gone“ u. a. Blueslegende Charlie Musselwhite und der US-Songwriter Bonnie „Prince“ Billy mit.

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