Miles Davis: „MILES AT THE FILLMORE“ – The Bootleg Series Vol. 3
Der Soundtrack des politischen Umbruchs: „Miles At The Fillmore – Miles Davis 1970: The Bootleg Series Vol. 3“ dokumentiert Davis’ legendäre Auftritte im New Yorker Fillmore East. Zum ersten Mal sind auf dem vier CDs umfassenden Boxset die Songs in voller Länge zu hören, die der Trompeter an vier Abenden vom 17. bis 20. Juni 1970 zum Besten gab.
Man kann es getrost als einen der bedeutendsten Momente der modernen Musikgeschichte bezeichnen, als Miles Davis die Gemeinde der Rockfans für sich und seinen Sound entdeckte und dieses Interesse auch erwidert wurde. Es war im April 1970 – das bahnbrechende Album „Bitches Brew“ war gerade zwei Monate auf dem Markt, als Bill Graham, Betreiber des legendären Fillmore East, den Trompeter für vier Abende in sein Musiktheater holte.
Miles hatte sich damals gerade mit dem Sound von James Brown, Sly & The Family Stone, den Chambers Brothers, Jimi Hendrix und sogar mit dem der Beatles beschäftigt, und so markierte „Bitches Brew“ einen Wendepunkt seiner Karriere. Graham hatte häufig Jazzer ins Fillmore East eingeladen, aber Miles war derjenige, der dem Rock-Publikum endgültig die Ohren für eine neue Klangwelt öffnete. Es waren nicht zuletzt diese Gigs, die dazu führten, dass Miles Davis als erster Jazzer und Instrumentalist überhaupt 2006 in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen wurde.
Vertonter Widerstand
Mit zum Boxset-Package gehört ein 36-seitiges Booklet mit bemerkenswerten Texten. Sie transportieren, welche Auswirkungen die musikalischen Wandlungen des Trompeters auf jene turbulente Epoche der Rockmusik hatten. Die Psychedelic-Ära ging gerade zu Ende und es begann die Zeit der Antikriegsbewegung, des Black Power-Movements und damit einhergehend die große Blütezeit des Funk.
Carlos Santana gab später zu Protokoll: „Der Sound, den
Miles in Fillmore produzierte, war der der Black-Panther-Bewegung. Der Sound von Vietnam. Der Sound der Demonstranten, die zusammengeschlagen und beschossen wurden. Es war der Sound der Hippies, der Straßenkämpfe und des Umbruchs… Man hört hier förmlich die Wut, Finsternis und den Wahn – alles Überbleibsel der 60er, die einerseits vorbei waren und doch noch nachwirkten.“
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