Jul
9
2012

ART GARFUNKEL: ‘THE SINGER’

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“What is the singing voice to me?  A name, a skill, or a flag I see?  A certain thrill –  the gift of glide, the ride on the cusp of emotion, uplift from the heart to the cords, love for the song, for the sound.” – Art Garfunkel

Der fünffache Grammy® -Gewinner Art Garfunkel zählt zu den größten Song-Poeten der amerikanischen Popmusik. Er ist Mitglied der „Rock and Roll Hall Of Fame“ und sein Backkatalog reicht weit zurück – bis zu seinen Anfangsjahren als Mitglied von Simon & Garfunkel. Mit seinem kongenialen Partner Paul Simon spielte er von 1964 bis 1970 für Columbia fünf Studioalben ein und blieb dem Label auch bei seinen ersten sechs Solo-Projekten treu. Darüber hinaus wirkte der Sänger bei diversen Filmprojekten mit und veröffentlichte 1987 einen Gedichtband mit dem Titel Still Water. 

In einem Interview mit dem Esquire-Magazin erläutert Art Garfunkel, wie sich seine Rolle als Sänger im Laufe der Jahre veränderte: „Als Mitglied von Simon & Garfunkel legte keiner von uns beiden Wert darauf, sich in den Vordergrund zu drängen– wir waren zwei unterschiedliche Persönlichkeiten im Dienst der Songs, die nur im Zusammenspiel funktionierten. Als ich meine Solo-Karriere startete, musste ich mich auch als Sänger neu erfinden. Ich war jetzt der Tenor/Bariton, der alleine dafür verantwortlich war, den Titel zu interpretieren und musste deshalb deutlich stärker am Ausdruck meiner Stimme arbeiten …“

Dieser Rollenwechsel wird auf THE SINGER grandios dokumentiert. Und das nicht nur anhand der von Garfunkel persönlich ausgewählten Songs. Denn der Künstler hat zu jedem Titel einen handschriftlichen Kommentar beigesteuert, der im Booklet der Doppel-CD verewigt wurde – Zeilen, die so unvergleichlich sind, wie der Sänger, der sie verfasst hat.

Ein kurzer Überblick über die Titelauswahl beweist, dass Garfunkel auf THE SINGER ein sehr feines Händchen bewiesen hat:

Aus den Original S&G Studioalben sowie der „Greatest Hits“-LP, die bis heute alle Rekorde bricht (14-faches Platin der RIAA, nie verkaufte ein Duo mehr Alben!) schafften es folgende Songs auf den Longplayer:

•    Wednesday Morning, 3 AM (1964) – “The Sound Of Silence”
•    Sounds Of Silence (1966) – “April Come She Will”
•    Parsley, Sage, Rosemary and Thyme (1966) – “Scarborough Fair/Canticle”
•    Bridge Over Troubled Water (1970) – “Bridge Over Troubled Water”, “So Long Frank Lloyd Wright”
•    Greatest Hits (1972) – “For Emily, Whenever I May Find Her”

Aus dem Simon & Garfunkel Live-Album wurde ausgewählt:

•    Old Friends: Live On Stage (2004) – “Kathy’s Song”

Dazu kommen folgende zehn Hits aus Art Garfunkels Solo-Alben:

•    Angel Clare (1973) – “Barbara Allen”
•    Breakaway (1975) – “Breakaway”, “I Only Have Eyes For You”, “99 Miles From L.A.”, “My Little Town”, “Disney Girls”, “Waters Of March”
•    Watermark (1978) – “(What A) Wonderful World”
•    Fate For Breakfast (UK, 1979) – “Bright Eyes” (aus Unten am Fluss)
•    Scissors Cut (1981) – “Scissors Cut”, “A Heart In New York”, “In Cars”
•    The Animals’ Christmas (mit Amy Grant, 1986) – “The Decree”
•    Lefty (1988) – “The Promise”, “I Wonder Why”, “When A Man Loves A Woman”
•    up ’til now (1993) – “All I Know”, “Crying in the Rain”, “Two Sleepy People”, “Skywriter”
•    everything waits to be noticed (2002) – “Perfect Moment”, “The Thread”
•    Some Enchanted Evening (2007) – “Some Enchanted Evening”, “I’ve Grown Accustomed To Her Face”

Die Bandgeschichte von Simon & Garfunkel ist auch die Geschichte unzähliger musikalischer Trophäen. Schon 1969 sicherten sie sich für „Mrs. Robinson“ (aus dem Film „Die Reifeprüfung“) ihre ersten beiden Grammys® in den Kategorien „Record oft the Year“ sowie „Best Contemporary Pop Performance/Duo or Group“. Zwei Jahre später wurde Bridge Over Troubled Water zum Album des Jahres gewählt und der Titelsong räumte gleich in vier Kategorien („Record of the Year“, „Song of the Year“, „Best Contemporary Song“, „Best Arrangement Accompanying Vocalists“, „Best Engineered Recording“) ab. Auch in Großbritannien war Bridge Over Troubled Water ein Riesenerfolg, der 1977 mit dem Britannia Award® als beste internationale Pop-LP der vergangenen 25 Jahre gewürdigt wurde. Die bislang letzte Grammy®-Nominierung holte sich Garfunkel 1998 für sein Album Songs From A Parent To A Child ab.

Art Garfunkel war neben seiner Sänger-Karriere auch häufig in Filmprojekte eingebunden. Nachdem er mit Regisseur Mike Nichols am Soundtrack zu “Reifeprüfung” gearbeitet hatte, war er in Nichols späteren Filmen “Catch 22”(1969) oder “Die Kunst zu lieben”(1971) als Schauspieler zu sehen. Für seine Rolle in “Die Kunst zu lieben”, wo er neben Weltstars wie  Ann-Margret, Candice Bergen und Jack Nicholson auftrat, erhielt er sogar eine Golden Globe-Nominierung als bester Nebendarsteller. 1980 spielte er an der Seite von Theresa Russell und Harvey Keitel in Nicholas Roegs preisgekröntem “Black out – Anatomie einer Leidenschaft”, 1993 in dem kontroversen Jennifer Lynch-Streifen “Boxing Helena” und 2010 hatte er seinen letzten Auftritt in “Lieber verliebt” mit Catherine Zeta-Jones.

Ein begabter Schauspieler, ein unvergleichlicher Sänger und ein Fan der großen amerikanischen Pop-Klassiker. Dieses Faible bescherte Garfunkel seine Nummer Eins-Hits in den Billboard Charts, und natürlich sind auch sie auf der Doppel-CD zu finden. Einer davon ist “I Only Have Eyes For You”, eine Komposition aus den 1930ern, aus dem Album Breakaway. Mit ihrer Interpretation des Stücks hatten die Flamingos 1959 einen Hit gelandet, Garfunkels Version kletterte 1975 in den USA und in UK wieder an die Spitze der Hitparaden. Das gleiche Kunststück gelang dem Sänger mit seinem Sam Cooke-Cover “(What A) Wonderful World” ausWatermark (1978), auf dem er von Paul Simon und James Taylor begleitet wird.

Weitere Nummer-Eins-Hits, die Art Garfunkel auf THE SINGER präsentiert: der Jimmy-Webb-Song “All I Know”, mit dem 1973 seine Karriere als Solo-Künstler startete, “My Little Town” –  das große Reunion-Duett mit Paul Simon (Fernsehpremiere: 1975 in der zweiten Folge von Saturday Night Live) und “Breakaway” aus der gleichnamigen LP.
Der Name Jimmy Webb taucht in Garfunkels Werk sehr häufig auf. Seit seinem 1978er Album Watermark arbeitet er mit diesem Komponisten zusammen. Auf THE SINGER hören wir zwei Webb-Titel, die nur selten auf Compilations zu finden sind: “Scissors Cut” and “In Cars”.

THE SINGER hat aber noch weitere Songperlen auf Lager: “Barbara Allen” (Joan Baez machte diese Folkballade bekannt), “Disney Girls” (aus dem Beach Boys-Album Surf’s Up), “I Wonder Why” (von Dion & the Belmonts), “When A Man Loves A Woman” (Percy Sledge), “Crying in the Rain” (ein Duett mit James Taylor, nach einer Carole King-Howie Greenfield-Komposition), sowie “Two Sleepy People”. Der letztgenannte Song wurde in den 1930ern von Hoagy Carmichael und Frank Loesser geschrieben und erlebte 1955 ein grandioses Revival, als James Dean und Natalie Wood ihn in “Denn sie wissen nicht, was sie tun” zum Besten gaben.

“Das Showbusiness ist vergänglich und Popularität ist es auch …” sagte Garfunkel in seinem Esquire-Interview. “… aber wenn Ray Charles singt, denken wir sofort: ‘Was für eine Stimme!’ und das ist doch der beste Beweis, dass Qualität zeitlos ist.”
Mit THE SINGER  hat er selbst den besten Beweis für diese Behauptung abgeliefert.

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ART GARFUNKEL: THE SINGER

CD 1:
1.  “Bridge Over Troubled Water” (Bridge Over Troubled Water, 1970)
2.  “All I Know” mit Jimmy Webb (up ’til now, 1993)
3.  “Perfect Moment” mit Buddy Mondlock & Maia Sharp (everything waits to be noticed, 2002)
4.  “For Emily, Whenever I May Find Her” (Simon & Garfunkel’s Greatest Hits, 1972)
5.  “Crying in the Rain” mit James Taylor (up ’til now, 1993)
6.  “I Only Have Eyes For You” mit Nicky Hopkins (Piano) (Breakaway, 1975)
7.  “99 Miles From L.A.” (Breakaway, 1975)
8.  “(What A) Wonderful World” mit James Taylor und Paul Simon (Watermark, 1978)
9.  “Bright Eyes” (Fate For Breakfast, 1979)
10.  “Two Sleepy People,” arrangiert von Dick Hyman (up ’til now, 1993)
11.  “Skywriter” mit Nicky Hopkins (Piano) (up’til now, 1993)
12.  “Scarborough Fair/Canticle” (Parsley, Sage, Rosemary and Thyme, 1966)
13.  “Some Enchanted Evening” (Some Enchanted Evening, 2007)
14.  “The Promise” produziert von Steve Gadd (Drums) and Geoff Emerick (Lefty, 1988)
15.  “The Thread” mit Maia Sharp und Buddy Mondlock” (everything waits to be noticed, 2002)
16. “Lena” featuring Dean Parks (Gitarre) – Previously unreleased
17.  “Barbara Allen” (Angel Clare, 1973)

CD 2:
1.  “Kathy’s Song” (Simon & Garfunkel – Old Friends: Live On Stage, 2004)
2.  “Long Way Home” mit Maia Sharp – Previously unreleased
3.  “Scissors Cut” mit Leah Kunkel (Scissors Cut, 1981)
4.  “The Sound Of Silence” (Wednesday Morning, 3 AM, 1964)
5.  “Breakaway” mit Graham Nash und David Crosby (Breakaway, 1975)
6.  “So Long Frank Lloyd Wright” (Bridge Over Troubled Water, 1970)
7.  “Waters Of March” mit Billy Payne (Keyboards) (Breakaway, 1975)
8.  “The Decree” (The Animals’ Christmas, 1986)
9.  “I Wonder Why” mit Kenny Rankin (Lefty, 1988)
10.  “Disney Girls” mit Bruce Johnston (Piano) und Toni Tenille (Breakaway, 1975)
11.  “My Little Town” (Breakaway, 1975)
12.  “O Come All Ye Faithful” mit Eric Weissberg (Acoustic Christmas, 1990)
13.  “A Heart In New York” mit Michael Brecker (Tenor Sax) (Scissors Cut, 1981)
14.  “I’ve Grown Accustomed To Her Face” (Some Enchanted Evening, 2007)
15.  “April Come She Will” (Sounds Of Silence, 1965)
16.  “When A Man Loves A Woman” mit Jeremy Steig (Flöte) und Michael Brecker (Tenor Sax) (Lefty, 1988)
17.  “In Cars” (Scissors Cut, 1981)

Album-Index:

Simon & Garfunkel:
Wednesday Morning, 3 AM (1964)
Sounds Of Silence (1966)
Parsley, Sage, Rosemary and Thyme (1966)
Bridge Over Troubled Water (1970)
Simon & Garfunkel’s Greatest Hits (1972)

Simon & Garfunkel live in concert:
Old Friends: Live On Stage (2004)

Art Garfunkel:
Angel Clare (1973)
Breakaway (1975)
Watermark (1978)
Fate For Breakfast (1979)
Scissors Cut (1981)
The Animals’ Christmas (with Amy Grant, 1986)
Lefty (1988)
up ’til now (1993)
everything waits to be noticed (2002)
Some Enchanted Evening (2007)

Sowie:
Acoustic Christmas (1990)