Jun
14
2012

WAYLON JENNINGS: THE ORIGINAL OUTLAW

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Wie kaum ein anderer stand Waylon Jennings für das legendäre „Outlaw Movement“ in der Countrymusik der 1970er Jahre. Am 15. Juni wäre der Mann mit dem spröden Bariton 75 Jahre alt geworden.

von Ernst Hofacker

Gitarre, Schlagzeug, Gesang, vielleicht noch ein Piano und vor allem kein überflüssiger Tand. Dazu Songtexte, die vom wirklich wahren Leben da draußen erzählten. Der pure Stoff war es, der Waylon Jennings’ Sound ausmachte. Dass er dieser Rezeptur in Nashville in den frühen 1970er Jahren wieder zu ihrem Recht verhalf, als die Countrymusik in Fluten von Violinen zu ertrinken und realitätsfernen Klischees zu erstarren drohte, brachte ihm den Ehrentitel „Outlaw“ ein. Tatsächlich war er nicht der Einzige, der mit den Regeln des offiziellen Country-Betriebs auf Kriegsfuß stand. Wie sich bald zeigen sollte, waren Kollegen wie Willie Nelson, Johnny Cash, Tompall Glaser, Jessi Colter und Kris Kristofferson ebenso wenig bereit, sich dem Diktat der Chefs zu beugen, die den Interpreten damals vorschrieben, welche Songs sie mit welchen Musikern einspielen sollten und wie das fertige Produkt zu klingen hatte. Jennings war so etwas wie der Rädelsführer des sogenannten „Outlaw Movements“ und wurde mit Alben wie „The Taker/Tulsa“ (1971), „Lonesome, On’ry And Mean“ (1973) und „Honky Tonk Heroes“ (1973) zum kommerziellen Aushängeschild der Bewegung. Damit gebührt ihm das Verdienst, die Countrymusik in jenem Jahrzehnt federführend aktualisiert, revitalisiert und so – unter Zuhilfenahme einer kräftigen Dosis Rock’n’Roll – fit für die Zukunft gemacht zu haben.

Ein alter Hase war der 1937 in Littlefield geborene Texaner da längt. Begonnen hatte er seine Karriere in der Provinzstadt Lubbock, wo er 1957 in den Dunstkreis von Buddy Holly geriet und alsbald dessen Band als Bassist verstärkte. Dass er bei jenem tragischen Flugzeugabsturz am 3. Februar 1959 nicht auch wie sein Chef ums Leben kam, verdankte er nur einem glücklichen Zufall. Jahrelang hatte sich Jennings danach aus dem Musikgeschäft zurückgezogen, erst Mitte der 1960er Jahre, inzwischen in Nashville, Tennessee, ansässig und eng mit Johnny Cash befreundet, nahm er eine Solokarriere in Angriff. Sie sollte ihn nach einigen Anlaufschwierigkeiten zu einem der einflussreichsten und respektiertesten Musiker der USA machen. Neben den bereits genannten Alben zählen zu den Highlights in Jennings’ Katalog „Waylon & Wille“ (1978), eine Zusammenarbeit mit Willie Nelson, sowie die zwischen 1985 und 1995 entstandenen „Highwaymen“-Alben, an denen neben Jennings und Nelson noch Johnny Cash und Kris Kristofferson mitwirkten.

Ab Mitte der 1990er Jahre wurde es zunehmend still um den „Original Outlaw“, vor allem weil er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Am 13 Februar 2002 erlag Waylon Jennings den Folgen seiner Diabetes-Erkrankung.

Das erste „Highwaymen“-Album sowie Waylon Jennings’ Großtat „Honky Tonk Heroes“ finden sich in der empfehlenswerten 25-Alben-Sammelbox „The Perfect Country Collection“ (Columbia/Sony Music).