ZUM TOD VON ROBIN GIBB
Am 20. Mai erlag Robin Gibb (62) den Folgen einer Krebserkrankung. Mit den Bee Gees erlangte der gebürtige Engländer bereits in den 1960er Jahren Weltruhm, mit Hits wie „Night Fever“ und „You Should Be Dancing“ wurden die Brüder Gibb in den 1970er Jahren zu Ikonen der Disco-Dekade. Legacy-Club erinnert an eine Poplegende.
von Ernst Hofacker
Nach den besorgniserregenden Meldungen des letzten Monats musste man damit rechnen: Am Sonntag, dem 20. Mai, erlag Robin Gibb im Alter von 62 Jahren in einem Londoner Krankenhaus den Folgen seiner Krebserkrankung. Mit Robin starb der dritte der vier Gibb-Brüder, sein Zwillingsbruder Maurice war 2003 an den Folgen einer Darmoperation, Andy, das Nesthäkchen der Familie, bereits 1988, gerade 30-jährig, an einer Herzmuskelentzündung gestorben. Der einzig Überlebende der Bee Gees ist damit Barry (65).
Gemeinsam mit den Zwillingen Maurice und Robin gründete Barry 1958 die Bee Gees. Damals lebte die von der Isle Of Man stammende Familie in Australien, Mitte der 1960er Jahre jedoch kehrte sie zurück nach England – pünktlich zur Hochzeit des britischen Popwunders. Die Bee Gees sollten es bis ganz nach oben schaffen.
Weit über 100 Millionen verkaufte Alben, acht Nr.-1-Hits allein in den US-Billboard-Charts, Ehrungen zuhauf, darunter jede Menge Grammys – kaum eine Popgruppe in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war erfolgreicher. Und kaum eine fand mehr Sympathien bei einem breiten, generationenübergreifenden Publikum. Zum einen lag das am einzigartigen Gesangssound, den die Brüder mit ihren Stimmen kreierten, zum anderen aber auch an ihrer ebenso einzigartigen Fähigkeit, verschiedenste Popstile und musikalische Einflüsse zu assimilieren und zum ureigenen, hochflexiblen Trademarksound zu verdichten.
Zunächst noch segelten die Bee Gees im Kielwasser der allgegenwärtigen Beatles, mit Hits wie „Massachussetts“, „World“ und dem ursprünglich für Otis Redding geschriebenen „To Love Somebody“ erreichten sie bald vorderste Chartsplatzierungen. Bis Anfang der 1970er Jahre hielt ihre Erfolgsserie, dann jedoch kam es im Familienverbund zu einer handfesten Krise, in deren Folge Robin ausstieg und es solo versuchte. Erst 1975 fanden die drei wieder zusammen – und jetzt legten sie richtig los. Mit dem Album „Main Course“ und Hits wie „Jive Talkin’“, „Fanny (Be Tender With My Love“ und „Nights On Broadway“ etablierten sie einen neuen, hochkommerziellen Sound, der Phillysoul, Pop und BeeGees-eigene Elemente wie Barrys Falsettgesang elegant vermengte. 1977 wurde die Gruppe gebeten, für den Soundtrack des Kinofilms „Saturday Night Fever“ ein paar Songs beizusteuern. „Stayin’ Alive, „How Deep Is Your Love“ und der Titeltrack wurden – im Verein mit der wenig zuvor veröffentlichten Single „You Should Be Dancing“ – zum Soundtrack der Disco-Ära und die in weiße Anzüge gekleideten Bee Gees zu deren Ikonen. Bis heute gilt der „Saturday Night Fever“-Soundtrack als vierbestverkauftes Album aller Zeiten.
Seit den 1980er Jahren veröffentlichten die Bee Gees nur noch sporadisch neue Musik, etwa das 1987 erfolgreiche „You Win Again“, ansonsten aber komponierten und produzierten sie vor allem für andere Künstler, darunter Barbra Streisand, Kenny Rogers und Diana Ross.
Bei Robin Gibb, der hin und wieder auch Soloalben herausbrachte und ansonsten durch sein turbulentes Privatleben von sich reden machte, wurde im Jahr 2010 Krebs diagnostiziert. Künstlerisch setzte er mit dem gemeinsam mit seinem Sohn Robin-John komponierten „Titanic Requiem“ ein letztes Ausrufezeichen. Die Uraufführung mit dem Royal Philharmonic Orchestra zum hundertsten Jahrestag der Titanic-Katastrophe im April dieses Jahres konnte er jedoch nicht mehr besuchen. Zu diesem Zeitpunkt lag er bereits in der Klinik.