Am 24. April feiert Barbra Streisand ihren 70. Geburtstag – Legacy-Club gratuliert und findet, dass man in ihrem Fall getrost von einer Jahrhundertkünstlerin sprechen darf. 

von Ernst Hofacker 

Mit ihrem 2009er Album „Love Is The Answer“ gelang ihr ein Rekord für die Ewigkeit: Nachdem die Platte in den USA (und auch in Großbritannien) wie selbstverständlich Platz eins der Charts erreichte, ist Barbra Streisand die einzige Künstlerin in der langen Geschichte der populären Musik, die in fünf aufeinanderfolgenden Jahrzehnten mit jeweils aktuellen Alben die Topposition der amerikanischen Charts eroberte. Was sich zu einer geradezu unglaublichen Erfolgsbilanz summiert: mehr als 140 Millionen verkaufte Schallplatten, neun Nr.-1-Alben in den USA, 32 in den US-Top-Ten, 51 Gold-, 30 Platin- und 13 Multiplatin-Alben; dazu die wichtigsten Auszeichnungen, die in dieser Branche zu vergeben sind: zwei Oscars, acht Grammys, fünf Emmy Awards und so weiter…

Was da unterm Strich zusammenkommt, will erklärt sein. Vordergründig ließe sich neben ihrer ausdrucksstarken Stimme der Umstand anführen, dass Streisand auch als Filmstar Weltruhm erlangte. Von Beginn an fuhr sie zweigleisig, beschränkte sich nie nur auf die Musik, sondern feilte ebenso kontinuierlich und ernsthaft an ihrem schauspielerischen Talent. Der mit der Verfilmung ihres Erfolgsmusicals „Funny Girl“ 1969 einsetzende Popularitätsschub, der später durch Produktionen wie „Is’ was, Doc?“ (1972) und „Yentl“ (1983) noch verstärkt wurde, kann ihren immensen Erfolg als Plattenkünstlerin jedoch nicht allein erklären.

Streisand hat wohl auch als Musikerin einiges richtig gemacht. Immer wieder in ihrer langen Karriere öffnete sie sich aktuellen Entwicklungen, erweiterte ihren Horizont und erfand sich neu, ohne dabei auch nur einen Moment in den Verdacht zu geraten, modisch zu werden. Nachdem sie bereits als 20-Jährige ihre einzigartige Stimmbegabung so souverän zu nutzen wusste, dass sie mit ihrem Debütalbum im anspruchsvollen Broadway-Fach neue Maßstäbe setzte, assimilierte sie 1971 die junge Rockmusik und legte mit „Stoney End“ ein astreines Singer/Songwriter-Album vor, das ihr ganz neue Publikumsschichten erschloss. Desgleichen 1980, als sie sich mit Bee Gee Barry Gibb zusammentat und hochklassiges AOR-Entertainment („Guilty“) produzierte, das die Generation Disco nachhaltig überzeugte. Im späteren Verlauf ihrer Karriere setzte Streisand weitere Glanzlichter, so kehrte sie auf „The Broadway Album“ (1985) mit gelassener Autorität zurück zu ihren Wurzeln. Nicht weniger eindrucksvoll geriet die Zusammenarbeit mit Diane Krall, die sie auf dem eingangs erwähnten „Love Is The Answer (2009) als ebenso kompetente Interpretin von Jazz-nahen Balladen auswies. Fürwahr: A woman in love – with music!

Unter dem Titel dieses ihres wohl bekanntesten Songs („A Woman In Love – The Greatest Hits“, Columbia/Sony Music) ist soeben eine 18-Track-Retrospektive von Barbra Streisand erschienen, auf der einige ihrer schönsten Klassiker aus den letzten fünf Dekaden versammelt sind.