JANIS JOPLIN: THE PEARL SESSIONS
Fundgrube für Joplin-Fans: Am 13. April erscheint mit „The Pearl Sessions“ Janis Joplins legendäres letztes Album in überarbeiteter Form und ergänzt um erst kürzlich entdeckte Studio-Outtakes sowie weitere Raritäten.
von Ernst Hofacker
Viel ist geschrieben worden über jenes letzte Jahr im Leben der Sängerin aus Port Arthur, Texas. Wie sich Janis Joplin 1970 wirklich fühlte, dürfte kaum jemand besser wissen als ihr langjähriger Tourmanager John Byrne Cooke, der über diese letzten Monate schrieb: „Ich habe Janis nie glücklicher gesehen als zu der Zeit, als sie ihre Band auf die erste Tournee vorbereitete. Es war Frühling, und ihre Verfassung entsprach der Jahreszeit – Erneuerung, Wachstum und überschäumende Lebensfreude.“
Im Frühsommer 1970 blickte Joplin in der Tat voller Zuversicht in die Zukunft. Nach den Anfängen mit Big Brother & The Holding Company, der Band, mit der sie den Durchbruch geschafft hatte, und der schwierigen Zeit mit der Kozmic Blues Band, die nie so recht zu ihr passen wollte, hatte sie die Full Tilt Boogie Band im Mai selbst zusammengestellt – ein vornehmlich aus unbekannten kanadischen Musikern bestehendes Ensemble, das menschlich harmonierte und ihr auch musikalisch neue Wege eröffnete. Denn im Unterschied zur Kozmic Blues Band verzichtete die Full Tilt Boogie Band auf Bläsersätze und setzte stattdessen neben der Gitarre aufs Klavier und eine fette Hammondorgel. Zudem schien Joplin drauf und dran, ihre langjährige Drogen- und Alkoholprobleme in den Griff zu bekommen.
Auf der Sommertournee – in die Annalen eingegangen als „Festival Express“, da die Band ausschließlich auf Schienen reiste – zog Janis denn auch alle Register. Zu ihrem Live-Repertoire gehörten da schon Songs wie „Half Moon“, „Move Over“, „Cry Baby“ und „Get It While You Can“, die zu Schlüsseltracks ihres nächsten Albums werden sollten. Die Aufnahmen zu „Pearl“ begannen direkt im Anschluss an die Tournee im September 1970 in den Sunset Sound Recorders Studios in Los Angeles. Janis Joplin erlebte die Vollendung der Arbeiten nicht mehr, am 4. Oktober wurde sie tot in ihrem Hotelzimmer im nahegelegenen Landmark Hotel aufgefunden. Todesursache: eine Überdosis Heroin, möglicherweise im Zusammenspiel mit übermäßigen Alkoholgenuss. Just an diesem Tag hätte sie im Studio erscheinen sollen, um dort die Gesangsspur für „Buried Alive In The Blues“ aufzunehmen, das auf dem posthum erschienenen Album folglich nur noch als Instrumental zu hören ist. „Pearl“ wurde zu ihrer erfolgreichsten Platte, nicht zuletzt durch den Welthit „Me And Bobby McGee“ aus der Feder von Kris Kristofferson, mit dem Joplin im Frühling 1970 eine kurze Affäre hatte.
Nun erscheint mit der Doppel-CD „The Pearl Sessions“ erstmals eine weitgehend komplette Dokumentation des Materials, das Janis in ihren letzten Wochen aufnahm. Auf CD 1 finden sich neben dem remasterten Originalalbum als Bonustracks sämtliche aus „Pearl“ ausgekoppelten Mono-Singles, darunter „Me And Bobby McGee“, „Move Over“ und „Cry Baby“. CD 2 bietet jede Menge bislang Ungehörtes, Outtakes und A-capella-Versionen von „Get It While You Can“, „Move Over“ und „My Baby“, dazu interessante Mitschnitte der Studio-Konversation. Nach dem vielbeachteten Release von „Live At The Carousel Ballroom 1968“ ein weiteres Muss für Joplin-Fans!
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