Feb
12
2012

ZUM TOD VON WHITNEY HOUSTON

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Am frühen Nachmittag des 11. Februar wurde Whitney Houston (48) in ihrem Hotelzimmer in Los Angeles tot aufgefunden. Legacy-Club erinnert an die letzte große Soul-Diva.

von Ernst Hofacker

Es gehört zu den traurigen Konstanten des Showgeschäfts, dass einige seiner überragenden Figuren lange vor der Zeit abtreten, ganz offensichtlich zerbrochen am extremen Leben im Scheinwerferlicht. Nun also Whitney Houston. Am Nachmittag des 11. Februar wurde die Sängerin in einer Suite des Beverly Hilton Hotels in Beverly Hills leblos aufgefunden, wenig später, um 15:55 Uhr Ortszeit, ihr Tod erklärt. Zwar ist die genaue Todesursache bislang ungeklärt, jahrelanger Drogen- und Alkoholmissbrauch sowie die emotionalen Achterbahnfahrten ihrer Superstar-Existenz aber dürften die ausschlaggebenden Faktoren sein.

Keine verkaufte mehr Platten, keine landete mehr Nr.-1-Hits und keine prägte ihr Genre nachhaltiger als diese am 9. August 1963 in Newark bei New York geborene Ausnahmesängerin. Ausgestattet war sie mit allen nur erdenklichen musikalischen Genen: Mutter Cissy gehörte in den sechziger Jahren zur Gesangsgruppe Sweet Inspirations und hatte für Mahalia Jackson, Elvis Presley, Jimi Hendrix und Otis Redding gearbeitet. Whitneys Kusinen waren Dionne und Dee Dee Warwick, als Patentante fungierte Soulsister Aretha Franklin – mehr Black-Music-Adel geht nicht.

1985 startete Whitney Houston denn auch eine Karriere, die zu den erfolgreichsten der Popgeschichte gehört – ein unschuldiger Engel mit atemberaubender Drei-Oktaven-Stimme. Ende 1988 schon standen sieben aufeinanderfolgende Nr.-1-Hits zu Buche, darunter Klassiker wie „Saving All My Love For You“, „How Will I Know“, „The Greatest Love Of All“ und „I Wanna Dance With Somebody“. Mehr als 20 Millionen Alben waren da bereits verkauft, ein Rekord für die Ewigkeit. 1992 setzte sie gar noch eins drauf, den Dolly-Parton-Song „I Will Always Love You“ veredelte sie zur Liebeshymne einer ganzen Generation. Überdies gab sie an der Seite von Kevin Costner im Kino-Blockbuster „Bodyguard“ ein überzeugendes Debüt als Schauspielerin. Im selben Jahr heiratete Houston den R’n’B-Sänger Bobby Brown – eine Verbindung, die sich schnell zur ruinösen, in den Medien minutiös protokollierten Soap Opera entwickelte. Zudem war nun immer häufiger von Drogenproblemen zu hören.

Houstons Karriere, bis dahin ein Triumphzug ohnegleichen, begann zu zerfasern. 'I Look to You' Official playback of Whitney Houston's new album, UK - 9th July 2009Nachdem sie mit ihren frühen Arbeiten bleibende Maßstäbe für das Genre des Neo-R&B gesetzt hatte, schien sie zum Millennium den Anschluss verloren zu haben – eine Soul-Diva, die durch private Eskapaden von sich reden machte und in der Musikszene nur noch als Figur der Vergangenheit galt. Wie schlimm es um sie stand, zeigten einige Auftritte ihrer Tournee im Jahr 2009/10, als sie mit brüchiger, kraftloser Stimme kaum noch die Töne traf und mancherorts gar von der Bühne gebuht wurde. Und doch schien sie ihr Leben aufräumen zu wollen, 2007 Scheidung von Ehemann Bobby, 2009 ein gelungenes Comeback-Album, dazu mehrere Entziehungskuren in den letzten Jahren. Zuletzt arbeitete sie an der ambitionierten Kinoproduktion „Sparkles“ mit, dem Remake eines Films von 1976, der auf der Geschichte des legendären Motown-Gesangsgruppe The Supremes basiert.

Man möchte weinen angesichts der Verschwendung, die Houstons früher Tod bedeutet. Aber die an Tragödien so reiche Geschichte des Showgeschäfts zeigt: Das einzigartige Talent, Millionen Menschen berühren zu können, kostet den Preis eines Lebens am Abgrund.

Rest in peace, Whitney!