Sep
14
2011

CARLOS SANTANA NEU IN DER RECLAM MUSIK EDITION

Santana-Reclam

Wer nicht singt, bringt es normalerweise nicht zu dauerhaftem Popruhm. Ausnahmen wie Jimmy Page, Jeff Beck oder aktuell der Violin-Virtuose David Garrett bestätigen diese Regel. Und Carlos Santana. Aus diesem Grund widmet die Reclam Musik Edition dem Ausnahmekünstler nun einen Platz in der All Time Best-Reihe.

In Tijuana, wo die Santana-Familie einige Jahre verbracht hatte, hörte der junge Carlos nicht nur B.B. King, Ray Charles und Little Richard, sondern auch die Folklore Mittel- und Südamerikas. Stile, die er genauso verinnerlicht hatte wie Rhythm’n’Blues, DooWop, Cool Jazz und Gospel, als er im Jahr 1966 in San Franciscos Mission District seine Santana Blues Band gründete. Zu diesem Zeitpunkt war es längst überfällig, dass neben den jungen weißen Talenten in der Rockmusik auch eine Repräsentant der riesigen lateinamerikanischen Bevölkerung der USA den Schritt ins Rampenlicht schaffen würde.

Begünstigt durch das drogensatte Kreativklima der Frisco-Szene, kreuzte die sechsköpfige Santana Band nun all die vielfältigen Zutaten zum perfekten Destillat. Dessen besonderes Kennzeichen war ein riesiges Arsenal von Rhythmusinstrumenten, darunter Congas und Timbales, die in jenen Tagen keine andere Rockband benutzte. Das, kombiniert mit einem dynamischen Schlagzeug, bescherte Santanas Musik einen ungeheuer dichten, unaufhörlich treibenden Rhythmusteppich, auf dem eine fette Hammondorgel und Carlos’ melodieverliebte Gitarrenlicks genau die Schlüsselreize setzen, die bei einem jungen weißen Rockpublikum genauso ins Schwarze trafen wie bei der großen Bevölkerungsgruppe der US-Latinos.

Den nationalen Durchbruch schaffte die Band beim legendären Woodstock-Festival, wo ihr explosives Set zu den umjubelten Highlights zählte. „Evil Ways“, „Oye Como Va“, „Black Magic Woman“, „Samba Pa Ti“ – Hits und Top-Alben folgten nun beinahe im Monatsrhythmus. Bis etwa 1972, als mit Caravanserei das vierte Santana-Album erschien, ging das so. Ausgelaugt vom ewigen Touren und frustriert von einem Markt, der das Festhalten an einmal gefundenen Erfolgsformeln verlangte, begann sich Carlos nun nach neuen Herausforderungen umzusehen. Er wandte sich den Lehren des indischen Philosophen Sri Chimnoy zu und ging auf musikalische Forschungsreisen. Bald arbeitete er mit Jazzern wie John McLaughlin und Alice Coltrane und ließ sich in die Grenzgebiete der Rockmusik treiben. Santanas Musik wurde spiritueller und kontemplativer. 1976 war nicht mehr zu übersehen: Die Band hatte ihren Status als sichere Top-40-Act eingebüsst, Zeit für eine Rückbesinnung auf die Wurzeln. Neue Alben wie AmigosFestival und Inner Secrets setzten wieder erfolgreich auf kompakte Songs und den typischen, erdigen Santana-Sound. In den achtziger Jahren aber versank Santanas Stern endgültig, die Woodstock-Legende verblasste, und spätestens in den neunziger Jahren schien Carlos weg vom internationalen Show-Fenster.

Aber er kam zurück. Als ihn kein Mensch mehr auf der Rechnung hatte, stieg er 1999 wie Phoenix aus der Asche. Seine stärksten Momente hatte er immer dann gehabt, wenn es ihm gelungen war, seine kraftvollen Rockwurzeln mit Pop-Appeal und tanzbaren Latin-Grooves zu paaren. Als Gitarrist war er ohnehin über alle Zweifel erhaben. Nun also besann er sich auf seine Stärken und nahm unter der Regie von Plattenmogul Clive Davis ein Album mit diversen Gaststars auf, darunter so illustre Namen wie Lauryn Hill, Eric Clapton, Rob Thomas und Dave Matthews. Als Supernatural im Sommer 1999 erschien, katapultierte es seinen Schöpfer, angeschoben von der unwiderstehlichen Single „Smooth“, an die Spitze nicht nur der Billboard-Charts, sondern auch die weiterer Länder, darunter England und Deutschland. Zur Wende ins neue Jahrtausend gehörte der Musiker, über den kein Geringerer als Miles Davis einmal sagte: „Mann, dieser Motherfucker kann sich den Arsch abspielen!“, zu den handverlesenen Legenden der Rock-Ära.

Reclam Musik Edition widmet diesem Ausnahmekünstler nun einen Platz in der „All Time Best“-Serie, die Musiker wie Johnny Cash, Leonard Cohen, Bob Dylan und Simon&Garfunkel umfasst. Seit mehr als 150 Jahren setzt der Traditionsverlag Reclam Maßstäbe. Sein einzigartiges Renommee verdankt er den großartigen Editionen der Weltliteratur, Kompendien zu Kunst und Kultur, anspruchsvollen Sachbüchern und einem hochklassigen Taschenbuchprogramm. In dieser Ausgabe sind seine wichtigsten Songs zusammengefasst – von „Samba Pa Ti“ bis „Smooth“.