JOHNNY CASH: BOOTLEG VOL. III – LIVE AROUND THE WORLD
Auch wenn der Man in Black im Plattenstudio einer der produktivsten Künstler seiner Zeit war, sein eigentliches Zuhause war die Bühne. Teil drei der vorzüglichen „Bootleg“-Serie von Columbia Records trägt dem mit einer eindrucksvollen Doppel-CD Rechnung.
Text: Ernst Hofacker
Er spielte für sie alle. Johnny Cash beschränkte sich bei seinen Auftritten nicht auf die gediegenen Konzerthallen, vornehmen Clubs und seelenlosen Mehrzweckhallen, er ging immer auch dahin, wo er die Menschen fand, an denen ihm lag. Berühmtestes Beispiel sind seine legendären Performances im kalifornischen Staatsgefängnis Folsom Prison sowie dem ebenfalls in Kalifornien befindlichen San Quentin State Prison. Die beiden Schauplätze waren indes nicht die einzigen ungewöhnlichen Orte, an denen Cash im Laufe seiner langen Karriere auftrat.
„Bootleg Vol. III: Live Around The World“ dokumentiert das nun auf zwei prallvollen CDs, die in mehr als 50 Live-Mitschnitten die verschiedensten Begegnungen des Man In Black mit seinem Publikum über einen Zeitraum von 23 Jahren nachzeichnen. Zu hören gibt es Dokumente von den Anfängen in den 1950er Jahren, als der damals noch bei Sun Records unter Vertrag stehende Sänger durch die Juke Joints der Südstaaten zog, dazu Ausschnitte des nicht minder legendären Gastspiels beim Newport Folk Festival 1964, wo er unter anderem Bob Dylans „Don’t Think Twice, It’s All Right“ sang; einen Auftritt vor amerikanischen Soldaten am Long Binh Airport in Vietnam 1969, seine Performance im Weißen Haus am 17. April 1970 vor US-Präsident Nixon und nicht zuletzt ein weiteres Gefängnis-Konzert, diesmal 1972 im Osteraker Prison nördlich der schwedischen Hauptstadt Stockholm.
39 der insgesamt 53 Tracks waren bislang nicht zu hören, darunter Versionen der großen Hits wie „I Walk The Line“, „Ring Of Fire“, „Folsom Prison Blues“ und „A Boy Named Sue“, aber auch Traditionals wie „The Wreck Of The Old ’97“ und „The Prisoner’s Song“ (beide große Hits des Vorkriegs-Country-Pioniers Vernon Dalhart), spirituelle Songs („Were You There (When They Crucified My Lord)“, „He Turned Water Into Wine“) und Covers, zum Beispiel Arlo Guthries „City Of New Orleans“ und der Klassiker „(Ghost) Riders In The Sky“. Ein vielschichtiges Repertoire, das in Cashs Händen zur homogenen Botschaft von mitunter biblischer Kraft wurde.
Als Johnny Cash im Jahr 2003 im Alter von 71 Jahren starb, galt er als einer der größten Stars, die das amerikanische Showbusiness je hervorgebracht hat. Mag sein. Zuerst allerdings, immer und vor allem war er dies: ein Volksänger. Einer, der nie vergaß, wo er herkam, und für alle nur denkbaren gesellschaftlichen Schichten die Stimme der Wahrheit repräsentierte. Zu hören ist das auf „Bootleg III: Live Around The World“
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