Aug
23
2011

D-DAY: NEUES ALBUM VON DORIS DAY!

Doris_Day

Spätes Comeback: 46 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum veröffentlicht die Hollywood-Ikone Doris Day (87) eine CD mit bislang unveröffentlichten Aufnahmen.

Von Ernst Hofacker

Elvis Presley fuhr noch Lastwagen, und Plattenspieler konnten noch mit 78 Umdrehungen pro Minute betrieben werden – das etwa war die Zeit der Doris Day. Man schrieb die 1950er Jahre, und das US-Entertainment war blitzsauber. Zur Hollywood-Ikone wurde Day mit Filmen, in denen sie neben Stars wie James Stewart, Rock Hudson und Clark Gable die unschuldige Miss Perfect gab. Und als Sängerin bleibt sie vor allem mit „Que Sera, Sera (Whatever Will Be, Will Be)“ aus dem „The Man Who Knew Too Much“ (1956) in Erinnerung.

Dabei war Day Mitte der 1950er Jahre bereits in ihren Dreißigern und hatte eine beeindruckende Karriere als Musikerin hinter sich. Schon als 17-Jährige war sie Profi geworden, und nach einer ersten Station in der Big Band von Bings Bruder Bob Crosby hatte sie es als Sängerin des Les Brown Orchestra, einer der erfolgreichsten Big Bands der Swing-Ära, zu nationalem Starruhm gebracht. Ihre Vergangenheit als Jazz-Interpretin kam ihr bei ihrer zweiten Karriere zugute ­– als sie sich in den frühen 1950er-Jahren auf die Schauspielerei konzentrierte, gehörte sie zu den kompetentesten Vokalistinnen der Zunft. So bot sie über die Jahre immer wieder beeindruckende Neu-Interpretationen alter und neuer Tin-Pan-Alley-Songs. Sogar im nicht eben leichten Bossa-Nova-Fach reüssierte sie 1965 mit dem superben „Latin For Lovers“, ihrem bis heute allerdings letzten Studioalbum. Beat und Rock hatten da allerdings längst eine neue Zeitrechnung in der populären Musik eingeläutet, weshalb die inzwischen 43-jährige Day ab 1967 das Aufnahmestudio anderen überließ, um sich auf eine neue, dritte Karriere als TV-Sitcom-Star zu verlegen.

Einige Aufnahmen für „My Heart“ (VÖ: 2.9.) entstanden noch unter Federführung von Days Sohn, dem im Jahr 2004 verstorbenen Terry Melcher, seines Zeichens in den 1960er und 70er Jahren selbst eine der schillerndsten Produzentenfiguren der US-Popszene (Byrds, Paul Revere & The Raiders, Beach Boys). Zwölf Songs gibt es zu hören, darunter Interpretationen von Klassikern wie Joe Cockers „You Are So Beautiful“ und Lovin Spoonfuls „Daydream“ sowie einige Oldies aus ihrem reichhaltigen Repertoire, etwa „My One And Only Love“, bei dessen Neueinspielung sie gemeinsam mit dem André Previn Trio zu ihren Jazzwurzeln zurückkehrt. Nicht zuletzt finden sich auf „My Heart“ Kompositionen aus der Feder ihres Sohnes, die dieser gemeinsam mit Beach Boy Bruce Johnston schrieb.

 

Ernst-Hofacker_sw2Zum Autor: Ernst Hofacker, Jahrgang 1957, hat als Redakteur unter anderem bei BRAVO, MUSIKEXPRESS und ROLLING STONE gearbeitet. Als Chefredakteur leitete er das Themenmagazin SOUNDS, im Frühling 2010 übernahm er GUITAR DREAMS. Gesprochen hat Hofacker im Laufe der Jahre mit Größen wie Ray Davies und Keith Richards. Dazu hat er diverse Bücher veröffentlicht, darunter das Standardwerk „Confessin’ The Blues – die Musik der Rolling Stones 1963-2010“. Im Frühjahr erscheint „Legenden – 25 Rockmusiker im Porträt“.