Mit ihrem neuen Album erfüllte sich Barbra Streisand einen Herzenswunsch: Für „What Matters Most“ nahm die US-Diva ausschließlich Songs von Alan und Marilyn Bergman auf – ein Gipfeltreffen der besonderen Art.

von Ernst Hofacker

Über Barbra Streisand viele Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen tragen. Immerhin ist die inzwischen 69-jährige Lady aus New York die erfolgreichste Sängerin der Welt. Nur so viel also: Seit sie 1962 ihren ersten Plattenvertrag unterzeichnete, hat sie mehr als 40 Alben veröffentlicht, acht Grammys gewonnen und, was das vielleicht Wichtigste ist, in all den Jahren mit ihrer Kunst nicht einen Moment lang auf den jeweils herrschenden Zeitgeist geschielt. Ihr Metier war zu allen Zeiten das anspruchsvolle Entertainment, ihr Songrepertoire ausnahmslos tauglich für das „Great American Songbook“. Kurzum: Die Streisand steht für zeitlose Klasse. Und dafür liebt das Publikum sie, 51 Gold-, 30 Platin- und 13 Multiplatin-Alben legen beredtes Zeugnis ab.

Ihr neues Album „What Matters Most“ (VÖ: 19. August) wird da kaum eine Ausnahme machen, weder in der Erfolgsbilanz noch in der künstlerischen Klasse. Und doch ist diese Platte für die Sängerin eine besondere: Erstmals in ihrer Karriere schöpft sie ihre Songs ausschließlich aus dem Fundus von Alan und Marilyn Bergman – Namen, die zunächst nur Spezialisten etwas sagen. Das New Yorker Ehepaar ist etwa genau so lange im Geschäft wie Streisand selbst und kann eine durchaus ebenbürtige Bilanz aufweisen. Als Komponisten und Texter haben die beiden im Laufe der Jahre eine stattliche Reihe von Klassikern geschrieben, mit der Creme der amerikanischen Showszene zusammengearbeitet und jede Menge höchste Auszeichnungen kassiert. Ihr bekanntester Song dürfte das Oscar-gekrönte „The Windmills Of Your Mind“ aus dem 1968er-Kinohit „The Thomas Crown Affair“ (mit Steve McQueen) sein, das neben Noel Harrison zuerst Dusty Springfield zum Hit machte. Aber auch Sergio Mendes’ Welthit „So Many Stars“, Streisands 1979er-Duett „You Don’t Bring Me Flowers“ mit Neil Diamond (einem Freund aus gemeinsamen Schultagen) und Frank Sinatras „Nice’n’Easy“ stammen aus der Feder der Bergmans. Drei Oscars brachte ihnen ihre Arbeit im Laufe der Zeit ein.

Barbra Streisand, seit Jahrzehnten eng mit dem Ehepaar befreundet, erklärte kürzlich: „Alan und Marilyn Bergman haben ein bemerkenswertes Talent, Herzensangelegenheiten auszudrücken!“ Ein Kompliment, das die Adressaten gerne zurückgeben. So ließ Alan Bergman wissen: „Wenn wir einen Song schreiben, dann hören wir Barbras Stimme. Sie stellt die Verbindung zwischen Herz und Geist her und bringt diese mit ihrer Stimme zum Ausdruck.“

Ein Gipfeltreffen also, bei dem zusammenkommt, was ohnehin zusammengehört: der Hochadel des US-Entertainments.