ELVIS LEBT: WAS DER KING MIT FUSSBALL ZU TUN HAT
Zufällig entdeckt: Der noch völlig unbekannte Elvis Presley absolvierte seine erste Session in Sam Phillips’ Sun Recording Studio am 5. Juli 1954. Ein Montag. Tags zuvor, am Sonntag, hatte er seine Mitstreiter Scotty Moore und Bill Black kennengelernt. Es war der 4. Juli. Nicht nur der amerikanische Unabhängigkeitstag, sondern auch in anderer Beziehung ein ganz besonderes Datum: An jenem Sonntag schoss, Tausende von Meilen weiter östlich, ein gewisser Helmut Rahn im Berner Wankdorf-Stadion ein Tor. Es machte die westdeutsche Fußballnationalmannschaft im Finale gegen die Ungarn zum neuen Weltmeister und gilt seither als das Wunder von Bern.
Was wohl wäre aus der Rock’n’Roll-Geschichte geworden, wenn Elvis Fußball-Fan gewesen wäre und jenes Finale am Radio verfolgt hätte statt sich über seine Karriere als Sänger Gedanken zu machen? Ein müßiger Gedanke, und reichlich unwahrscheinlich obendrein. Wohl aber zeigt die zufällige Duplizität, wie unglaublich lange all das her ist. Die Welt war gleichsam noch schwarzweiß, Beatles und Bundesliga noch ein gutes Jahrzehnt voraus und der Zweite Weltkrieg noch keine zehn Jahre her. Oma und Opa fuhren im Messerschmitt Kabinenroller, und Churchill regierte in England.
So gesehen hat Elvis immerhin Bleibendes geschaffen. Sein „That’s All Right“, entstanden bei dieser ersten Sun-Session am 5. Juli 1954, gilt als Startschuss des Rock’n’Roll und damit als Beginn der Popmusik, so wie wir sie heute kennen. Das Wunder von Bern dagegen war schon am 26. September 1954 vergessen – Herbergers Mannen verloren ihr erstes Länderspiel nach dem WM-Sieg mit 0:2 gegen Belgien.
Vor mehr als einem halben Jahrhundert wurde Elvis Presley zum Superstar der gerade erst erfundenen Popmusik. Geblieben ist er es bis heute. Weshalb er uns immer wieder begegnet. Ernst Hofacker, Musikjournalist und Hobby-Historiker, protokolliert hier seine unverhofften Begegnungen mit dem King…