INSTITUTION MIT GESCHICHTE: DIE ROCK AND ROLL HALL OF FAME
Am 14. März werden Neil Diamond, Alice Cooper Dr. John, Darlene Love und Tom Waits in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen. Dass die Rockmusik inzwischen museumsreif ist, hat sich herumgesprochen. Dass es folglich für verdiente Helden der Zunft ein Museum gibt, dürfte ebenfalls längst bekannt sein. Wer und was aber steckt tatsächlich hinter der Rock And Roll Hall Of Fame?
von Ernst Hofacker
Zunächst einmal war es nicht mehr als eine Idee. Denn ein Museum aus Stahl, Beton und Glas existierte lange nicht. Als Stiftung wurde die Rock And Roll Hall Of Fame am 20. April 1983 von einer Gruppe Musikschaffender, darunter Rolling-Stone-Herausgeber Jann Wenner, ins Leben gerufen. In diese gleichsam virtuelle Ruhmeshalle sollten fortan Künstler aufgenommen werden, die sich um die Rockmusik verdient gemacht hatten – insofern folgte die Rock And Roll Hall Of Fame dem Vorbild der bereits 1961 gegründeten Country Music Hall Of Fame. Allerdings gibt es in der Rock-Abteilung einen bedeutsamen Unterschied zu den Kollegen in Nashville: Die erste Schallplatte der geehrten Rockhelden muss mindestens 25 Jahre vor deren Aufnahme in die Hall Of Fame erschienen sein.
Wer von den vielen Plattenkünstlern in den erlauchten Kreis aufgenommen wird, darüber befindet ein Kommitee aus verschiedenen Branchenprofis, zu denen aktuell die Journalisten Dave Marsh, David Fricke und Robert Hilburn, aber auch Musiker wie Lenny Kaye (Ex-Patti Smith Group), Steven Van Zandt und Robbie Robertson sowie Springsteen-Manager Jon Landau gehören. Das Gremium stellt jährlich eine Liste von Vorschlägen zusammen, aus denen dann 500 amerikanische Musikexperten die Kandidaten für die Kategorien „Performer“, „Non Perfomer“, „Early Influences“ sowie „Lifetime Achievement“ wählen. Im Jahr 2000 wurde die zusätzliche Kategorie „Sidemen“ eingeführt. Fast alles, was Rang und Name n in den Annalen der Rockgeschichte hat, ist seit der ersten feierlichen Einführung am 23. Januar 1986, die traditionellerweise jedes Jahr im New Yorker Waldorf Astoria Hotel stattfindet, aufgenommen worden. Bei der diesjährigen Zeremonie am 14. März werden Alice Cooper, Neil Diamond, Dr. John, Darlene Love, Tom Waits, als Sideman Leon Russell und in der Sparte „Non Performers“ Jac Holzman und Art Rupe geehrt.
Das eigentliche Museum indes öffnete erst im Jahr 1995 seine Pforten. Zunächst sollte das Rock And Roll Hall Of Fame Museum in Memphis, Tennessee, der Heimat von Elvis und Sun Records, erbaut werden, dann aber entschieden eine Kampfabstimmung unter den Lesern von USA Today sowie eine 65-Millionen-Dollar-Spende der Stadtväter zugunsten von Cleveland, Ohio – immerhin dem Ort, wo Discjockey Alan Freed den Begriff Rock’n’Roll dereinst geprägt haben soll.
Ganz unumstritten sind die Stiftung und ihre Aktivitäten übrigens nicht. In den letzten Jahren wurden in der amerikanischen Presse immer wieder zweifelhafte Nominierungen und finanzielle Vetternwirtschaft kritisiert. In der Tat, so manche Wahl verwundert: So ist zum Beispiel Quincy Jones, zweifelsohne einer der einflussreichsten Figuren der Popgeschichte, bis heute nicht aufgenommen worden. Böse Zungen munkeln, dass ihm das wenig ausmacht – schließlich braucht Jones die Rock And Roll Hall Of Fame weniger als die große Namen wie den Seinen.
Ein Best Of dieser einmaligen Live-Aufnahmen findet sich auf dieser neunteiligen DVD-Box Rock’n’Roll Hall Of Fame + Museum. Weitere Informationen zur DVD-Box erhalten Sie hier.
Zum Autor: Ernst Hofacker, Jahrgang 1957, hat als Redakteur unter anderem bei BRAVO, MUSIKEXPRESS und ROLLING STONE gearbeitet. Als Chefredakteur leitete er das Themenmagazin SOUNDS, im Frühling 2010 übernahm er GUITAR DREAMS. Gesprochen hat Hofacker im Laufe der Jahre mit Größen wie Ray Davies und Keith Richards. Dazu hat er diverse Bücher veröffentlicht, darunter das Standardwerk „Confessin’ The Blues – die Musik der Rolling Stones 1963-2010“. Im Frühjahr erscheint „Legenden – 25 Rockmusiker im Porträt“.