NEIL DIAMONDS BIG BANG
Mitte der sechziger Jahre nahm der noch unbekannte Songwriter Neil Diamond seine ersten Alben auf. Nun erscheinen sie unter dem Titel „The Bang Years 1966-1968“ neu und zeigen ihn auf dem frühen Höhepunkt seines Schaffens.
von Ernst Hofacker
Scheu, ein bisschen trotzig, die Arme vor der Brust verschränkt – der ganze Kerl eine einzige misstrauische Abwehrhaltung. So steht Neil Diamond vor einer grauen Ziegelmauer, zu sehen auf dem Cover von „The Bang Years 1966 – 1968“.
Zu den Extrovertierten seiner Zunft gehörte der Junge aus Brooklyn nie, eher zu den Stillen, den Introvertierten. Andererseits: Wer auf die Bühne steigt, braucht einen gewissen Exhibitionismus, will sich zeigen, will Applaus, will geliebt werden. Wie ein roter Faden zieht sich diese Ambivalenz bis heute durch die Karriere von Neil Diamond. Und durch sein Werk, das immer wieder zwischen den Polen introspektiver Grüblerei und bombastischen Orchesterkitsches pendelte. Damals, in Zeiten von Beatles, Flowerpower und Carnaby Street, stand der Sohn einer jüdischen Familie von russisch-polnischen Einwanderern noch ganz am Anfang. Als angestellter Komponist im berühmten Brill Building hatte er indes schon in den frühen Sechzigern das Einmaleins des Pop-Songwriting erlernt, die aktuellen musikalischen Strömungen wusste er souverän mit den klassischen Ingedienzien des Great American Songbooks zu verbinden.
1966 unterschrieb Diamond bei Bang Records von Bert Stern, zu dessen Teilhabern zunächst auch die Atlantik-Fürsten Ahmet und Nesuhi Ertegun sowie Jerry Wexler gehörten. Zu seinen Labelmates zählten unter anderem Van Morrison und die McCoys („Hang On Sloopy“). Diamond jedoch erwies sich schnell als der erfolgreiste Act der jungen Independent-Firma. „Solitary Man“, seine Debütsingle, wurde gleich zum Hit, „Cherry Cherry“, „Kentucky Woman“ folgten, nicht zuletzt „I’m A Believer“, das die Monkees später zum Welthit machten – sie alle waren unter der Produzentenregie von Jeff Barry und Ellie Greenwich entstanden und erwiesen sich als leichthändig inszenierte Pop-Kleinode.
Der Bruch mit Bang allerdings zeichnete sich bald am Horizont ab. Diamond rückte von oberflächlicher Pop-Fabrikation zusehends ab und schrieb nun ambitionierte Songs wie das schwermütig-bittere „Shilo“. Stern, der zur selben Zeit einen ähnlichen Konflikt mit Van Morrison austrug, starb am 30. Dezember 1967 an den Folgen einer Herzattacke. Diamond (und auch Morrison) verließen Bang Records, beide wurden zu Legenden. Neil Diamond setzte seine Karriere bei Uni/MCA fort, Van Morrison mit dem legendären „Astral Weeks“ bei Warner Brothers..
Die frühen Jahre von Neil Diamond sind nun auf „The Bang Years 1966-1968“ dokumentiert – nicht wenige halten die Aufnahmen, die seinerzeit unter den Albumtiteln „The Feel Of Neil Diamond“ (1966) und „Just For You“ (1967) erschienen, für die besten, die er je gemacht hat.
“The Bang Years 1966-1968” ist ab dem 20. Mai erhältlich:
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Im Juni ist Neil Diamond auf Deutschlandtour. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen:
07. Juni 2011 o2 World Berlin
17. Juni 2011 Mannheim, SAP Arena
20. Juni 2011 Oberhausen, König-Pilsener-ARENA
22. Juni 2011 o2 World Hanburg
Weitere Informationen zu Neil Diamond finden Sie in den Artikeln “Institution der Geschichte – die Rock And Roll Hall Of Fame” und “Neil Diamond – Der Stille Riese“.