May
16
2011

DAVE BRUBECK: COOL MIT CINDERELLA

Brubeck_Cover

90 Jahre alt ist Dave Brubeck inzwischen. Weltberühmt wurde er 1959 mit „Take Five“, dem wohl erfolgreichsten Jazzstück aller Zeiten. Aber schon zuvor hatte der Amerikaner für Aufsehen gesorgt. Zum Beispiel mit „Dave Digs Disney“ (1957), einem nun wiederveröffentlichten Meisterwerk des 50s Jazz.

von Ernst Hofacker

1957: Dave Brubecks Signature-Tune „Take Five“ war noch gute zwei Jahre entfernt. Längst aber gehörte der 1920 im kalifornischen Concord geborene Hornbrillenträger da schon zu den Stars des Jazz. Allerdings ging er seinen ganz eigenen Weg. Schon von Kindesbeinen an war der Pianist mit klassischer Musik in Berührung gekommen, als junger Mann hatte er zudem in Western Swing und Hillbilly Bands gespielt. So hatte Brubeck einen musikalischen Horizont entwickelt, der ihn einerseits über den Tellerrand des Swing hinausblicken ließ, andererseits aber auch zur umstrittenen Figur machte.

In den vierziger Jahren bereits hatte er begonnen, sich mit Polyrhythmik, Kontrapunkt und ungewöhnlichen Harmoniestrukturen auseinanderzusetzen. Eine Zeit, in der Jazz vor allem als der Mainstream-Swing der Big Bands in Erscheinung trat, ansonsten aber in Clubs wie dem New Yorker „Minton’s“ durch junge Musiker wie Charlie Christian, Thelonius Monk, Charlie Parker und Dizzy Gillespie eine radikale Umdeutung erfuhr. Man nannte das Gebräu bald BeBop, und es manövrierte den Jazz als Massenmusik ins Abseits. Brubecks eher kühl-intellektueller Ansatz hatte weder mit dem Swing noch mit dem BeBop viel zu tun, stattdessen legte er entscheidende Grundlagen für das, was in den fünfziger Jahren als Cool Jazz und Westcoast-Stil bekannt werden sollte.

Mit seiner Nähe zur Klassik fand Brubeck sein Publikum naturgemäß eher in den Colleges und an den Unis als in den verräucherten New Yorker Clubs. Folglich war der Feingeist denn auch anerkannt und erfolgreich beim jungen weißen Bildungsbürgertum. Kein Wunder also, dass er es nach Louis Armstrong im Jahr 1954 als zweiter Jazzmusiker überhaupt auf den Titel des renommierten „Time“-Magazins brachte. Im gleichen Jahr begann er seine über Dekaden erfolgreiche Zusammenarbeit mit Columbia Records.

Zu den Highlights von Brubecks Columbia-Katalog gehört das  1957er-Werk „Dave Digs Disney“, welches am 27.05.2011 wiederveröffentlicht wird. Eine Sammlung von Melodien aus Disney-Filmen, die Brubeck in bemerkenswerten Arrangements neu interpretierte. Inspiriert wurde er zu dieser Arbeit seinerzeit durch einen privaten Ausflug, als er gemeinsam mit seiner Familie Disney World besuchte. Im Tracklisting des Albums finden sich Klassiker wie „Alice In Wonderland“, „Some Day My Prince Will Come“ aus dem Märchenfilm „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ sowie „When You Wish Upon A Star“ aus „Pinocchio“. Auf der luxuriös editierten Neuauflage gibt es nun zusätzliche Bonustracks, darunter „So This Is Love“ aus „Cinderella“, plus einige Alternative Takes und obendrauf neben dem ursprünglichen Mono-Mix eine Stereo-Version zu hören.