Feb
23
2011

JOHNNY CASH: BOOTLEG VOL. 2

Don_Hunstein6

Nach Johnny Cashs „Bootleg Vol. 1: Personal File“ folgt nun „From Memphis to Hollywood: Bootleg Vol. 2“ – eine Doppel-CD randvoll mit rarem, zum Teil bislang unveröffentlichtem Material, das eindrucksvoll den Weg des Man In Black von seinen Anfängen in Memphis bis zum etablierten Country-Star der sechziger Jahre nachzeichnet.

von Ernst Hofacker 

Diesmal führt die Reise zurück in die frühen Jahre dieser großen Karriere. Versammelte „Personal File“ noch die zwischen 1973 und 1982 in Cashs Haus in Tennessee entstandenen Aufnahmen, so unternimmt „From Memphis to Hollywood“ nun einen Streifzug durch die Jahre 1954 bis 1969.

Die erste der beiden CDs enthält 32 Aufnahmen, darunter bislang nicht gehörte erste Demos aus der Zeit, bevor Cash seinen Vertrag mit Sam Phillips’ Sun Records unterschrieb, sowie diverse Radio-Performances und Raritäten beziehungsweise Outtakes aus der Sun-Zeit. Eindrucksvoll vor allem die Demos, darunter die frühesten bekannten Versionen von „I Walk The Line“ und „Get Rhythm“. Verständlicherweise müssen bei der Tonqualität leichte Abstriche gemacht werden, trotzdem aber zeigen die behutsam restaurierten Tracks Cashs einzigartigen Stil schon in erstaunlich scharfen Konturen. Historisch der erste Radio-Auftritt, den Cash im Jahr 1955 mit den Tennessee Two bei KWEM in West-Memphis absolvierte – zehn Songs inklusive der bei dieser Gelegenheit eingespielten Werbejingles. Die Outtakes aus den Sun Studios dagegen enthalten Seltenes wie eine nicht ganz komplette Version des Jimmie-Rodgers-Klassikers „Brakeman’s Blues“ und eine Einspielung des von Cash komponierten späteren Warren-Smith-Hits „Rock And Roll Ruby“.

88697600512CD 2 reflektiert die Frühzeit bei Columbia ab 1958 bis zum Ende der sechziger Jahre. Zu hören sind 25 Songs, zum Teil Singles, die es nie auf ein Album geschafft haben, B-Seiten und bislang unveröffentlichte Studio-Outtakes. Darunter finden sich neben einigen Arbeiten für TV- und Filmprojekte Perlen wie die originale Studioversion von „Girl From Saskatoon“, das Demo von „Come Along And Ride This Train“ und eine Studioversion von Dylans „One Too Many Mornings“.

Wie schon „Bootleg Vol. 1“ entpuppt sich „From Memphis to Hollywood“ für Cash-Fans als unverzichtbare Schatztruhe – allein schon weil die Aufnahmen nachzeichnen, wie der Mann aus Arkansas in diesen frühen Jahren zur überlebensgroßen Symbolfigur des Country-Genres wuchs. Und: Gerade die frühen Demos, lediglich Cash und seine Gitarre, schließen den Kreis zur majestätischen, altersweisen Figur der „American Recordings“-Serie.

Ernst-Hofacker_sw2Zum Autor: Ernst Hofacker, Jahrgang 1957, hat als Redakteur unter anderem bei BRAVO, MUSIKEXPRESS und ROLLING STONE gearbeitet. Als Chefredakteur leitete er das Themenmagazin SOUNDS, im Frühling 2010 übernahm er GUITAR DREAMS. Gesprochen hat Hofacker im Laufe der Jahre mit Größen wie Ray Davies und Keith Richards. Dazu hat er diverse Bücher veröffentlicht, darunter das Standardwerk „Confessin’ The Blues – die Musik der Rolling Stones 1963-2010“. Im Frühjahr erscheint „Legenden – 25 Rockmusiker im Porträt“.