FALCO: HAPPY BIRTHDAY, HERR KOMMISSAR!
Zeitlebens war er in den Medien höchst umstritten – das Publikum aber liebte ihn. Was nicht nur an mehr als 60 Millionen verkaufter Schallplatten abzulesen ist, sondern auch an seinem bis heute legendären Status. Am 19. Februar wäre Johann Hölzel alias Falco 54 Jahre alt geworden.
von Ernst Hofacker
„Er war Superstar, er war populär, er war so exaltiert, because er hatte Flair“. Ein Leisetreter war der Mann nicht – und die Zeilen aus seinem größten Hit „Rock Me Amadeus“ bringen es auf den Punkt: Wo Falco auftauchte, warteten Skandal, Provokation und Glamour gleich um die Ecke. Und mit einer Überdosis Schmäh war der Wiener ohnehin ausgestattet. Von seinen musikalischen Talenten ganz zu schweigen. Bereits dem Fünfjährigen bescheinigte ein Professor am Wiener Musikkonservatorium das absolute Gehör, und als er in den siebziger Jahren seine Karriere begann, da tat er das an diversen Saiteninstrumenten, am Klavier und am Mikrophon.
Nach ersten Stationen, unter anderem bei der Politrockgruppe Drahdiwaberl, begann Falcos eigentliche Solokarriere 1982. Und das gleich mit einem Paukenschlag: Die Single „Der Kommissar“ vom Albumdebüt „Einzelhaft“ wurde zu einem der ganz großen Hits in der Hochzeit der NDW und brachte es gar auf Platz 72 der US-Billboard-Charts. Auftakt nach Maß und Pionierleistung, denn bis heute gilt „Der Kommissar“ als weltweit erster Song eines Weißen mit Rap-Elementen. Es folgte 1983 das zweite, nicht ganz so erfolgreiche Album, „Junge Römer“, und wiederum zwei Jahre später „Falco 3“, mit dem seinem Schöpfer der internationale Durchbruch gelang. „Rock Me Amadeus“ entwickelte sich zum Welthit, räumte europaweit ab und belegte im Frühling 1986 für drei Wochen auch Platz 1 in den USA. Die zweite Single „Vienna Calling“ schlug sich ebenfalls bestens, das dramatische „Jeanny“ aber, als dritte Single ausgekoppelt, provozierte einen handfesten Skandal. Die angebliche Gewaltverherrlichung im Text sorgte für Sendeverbote bei diversen öffentlich-rechtlichen Anstalten, und die sorgten für willkommene Publizität. Am Ende war der Song mit 2,5 Millionen Exemplaren die bestverkaufte Singles des Jahres.
Kurzfristig sah es nun so aus, als peile der Österreicher eine internationale Karriere an. Letztlich aber war er dafür zu experimentierfreudig, zu unberechenbar, ein musikalischer Kosmopolit, der sich nur ungern auf eine Rolle festlegen ließ. Hinzu kam, das weitere Alben, die er mal in Richtung Rock („Wiener Blut“), mal in Richtung Soul & Reggae („Nachtflug“) pendeln ließ, nur noch mäßig erfolgreich waren. Mitte der neunziger Jahre war es denn auch relativ still um Falco geworden. Umso erstaunlicher 1995 das furiose Comeback mit „Mutter der Mann mit dem Koks ist da“, dem Techno-lastigen Remake eines Schlagers aus den zwanziger Jahren.
Als Falco am 6. Februar 1998 in seiner Wahlheimat Dominikanische Republik bei einem Autounfall ums Leben kam, galt er längst als einzige Kultfigur von Weltgeltung, die der deutschsprachige Pop hervorgebracht hat. Er selbst hat sich einmal als Wiener HipHopper bezeichnet und damit eine Abgrenzung zum US-Rap und dessen Kultur vorgenommen. Gleichzeitig aber adelte er sich mit der Bemerkung – charmant wie immer – zum Pionier, der diesen Stil bereits lange vor allen anderen deutschsprachigen Kollegen adaptiert hatte. Kann man so stehen lassen.
Vor wenigen Wochen wurde Falcos Erfolgsalbum „Falco 3“ als 25th Annivesary Deluxe Edition inklusive DVD (Videoclips, Interview, Making Of sowie bislang unkanntes Bildmaterial) wiederveröffentlicht.