Happy Birthday, Jeff Beck!
Das mit dem Singen überließ er stets seiner Gitarre: Unter allen Gitarrengöttern gehört Jeff Beck zu den meist respektierten und erfolgreichsten. Am 24. Juni 2014 feiert er seinen 70. Geburtstag – happy birthday!
von Ernst Hofacker
Er tat, was er bei erfolgsorientierter Betrachtung der Dinge besser hätte lassen sollen: Die Jeff Beck Group, gerade auf dem Sprung zu Starruhm und mit späteren Superstars wie Rod Stewart und Ron Wood ausgestattet, fuhr er 1969 kalt lächelnd vor die Wand. Als dann alle anderen ihre Verstärker aufdrehten, Hardrock, Heavy Metal und Progrock spielten, brachte er in den 1970er Jahren instrumentale Fusion-Alben heraus und arbeitete mit Jazzern wie Jan Hammer. Als ehemalige Weggefährten wie Ron Wood und Eric Clapton durch die Stadien der Welt tourten und mit alten Hits kräftig Kasse machten, schlug Beck ein Angebot aus, mit seinem alten Kumpel Rod Stewart auf Tournee zu gehen. Lieber zog der genialische Eigenbrötler daheim in der eigenen Werkstatt den Blaumann an, schnappte sich einen Schraubenschlüssel und restaurierte Oldtimer.
Sein Ruf als Gitarrengenie ist in all den Jahren dennoch nur gewachsen. John Fogerty gab mal zu Protokoll: „Viele Gitarristen stöpseln sich in Effektgeräte, um so zu klingen wie Jeff, wenn er lediglich eine herkömmliche Gitarre spielt.“ Denn der mitunter spärliche Fluss seiner Alben lieferte immer wieder atemberaubende Musik, und vor allem seine Bühnenauftritte wiesen ihn als einen Gitarristen aus, der in seiner eigenen Liga spielt – technisch unorthodox und doch brillant, dabei von einzigartiger Musikalität. Lange schon gilt der Mann aus dem Londoner Vorort Wallington, gerade auch in Kollegenkreisen, als Kultmusiker. Vielleicht weil er im Unterschied zu vielen von ihnen kaum je Kompromisse gemacht hat. Jenseits allen Marketings, aller Charts und allen Glamours zählte am Ende für Beck immer nur die Musik. „Wenn ich Jeff Beck spielen höre, ändert sich meine Betrachtungsweise der Gitarre radikal. Er ist ganz weit draußen und macht unvorhersehbare Dinge“, sagt Brian May über ihn.
So genießen Sie Jeff am besten
Wer sich ein komplettes Bild über Jeffs Schaffen in den 1970er Jahren machen will, wird mit der Box „Original Album Classics“ glücklich. Diese umfasst die Alben „Rough & Ready“ (1971), „Jeff Beck Group“ (1972), „Blow By Blow“ (1975), „Wired“ (1976) und „Jeff Beck Group With Jan Hammer Live“ (1977). Ebenfalls empfehlenswert als Überblick ist Jeffs Best Of „The Collection“, zudem zeigt sein 14. Studioalbum „Jeff“ von 2003, wie gekonnt er seine Sounds ins neue Jahrtausend gebeamt hat.
Jeff selbst formulierte seine Philosophie einmal in einem Interview: „Was mich antreibt, ist die Suche nach Möglichkeiten, aus derselben Gitarre, die die Leute seit fünfzig Jahren benutzen, Sounds herauszuholen, die noch niemand je gehört hat. Ich liebe es, wenn Leute meine Musik hören und darüber rätseln, welches Instrument ich wohl spiele. Ein cooles Kompliment!“ Dem wir gerne noch ein weiteres anschließen: Jeff Beck ragt wie ein Leuchtturm aus der grauen Masse musikalischer Konfektionsware. Oder wie Carlos Santana es einst auf den Punkt brachte: „Schon als Kind fühlte ich mich von Melodien angezogen, und immer wenn ich das Meer, den Wind oder Jeff Beck höre, entdecke ich Melodien darin.“
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Jeff Beck on Tour:
27.06.: Burgkultur, St. Veit
05.07.: Kongresshaus, Zürich
15.07.: Stadtpark, Hamburg
17.07.: ZMF, Freiburg
18.07.: Jazz Open, Stuttgart
19.07.: Singen (Hohentwiel), Bodensee
Die Box „Original Album Classics“ finden Sie hier:
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