Feb
11
2013

MEINE ZEIT ALS ELVIS’ TAXIFAHRER

OskarMallmannFB

Meine Zeit als Elvis’ Taxifahrer – Oktober 1958 bis Januar 1959
von Oskar Mallmann

Im Juli 2011 habe ich mich in der Ausstellung „Elvis in Bad Nauheim“ zum ersten Mal über meine Zeit als Elvis’ Taxifahrer geäußert.

Er behielt mich für die Zeit, weil wir uns gut verständigen konnten. Als Elvis nach wenigen Tagen aus Hilberts Parkhotel ausziehen musste, weil König Ibn Saud anrückte, fragte ich Herrn Schmidt vom Hotel Grunewald, ob er nicht Elvis aufnehmen wollte. Schmidt sagte freudig zu. Elvis war zufrieden, als ich ihm sagte, dass das Hotel ihn und seinen Anhang nehmen wollte. Doch 3 Monate später mussten sie wieder ausziehen, denn es war für Herrn Schmidt und seine Hotelgäste zu laut, und Leibwächter sind nun mal laut!

Am 23. Oktober sagte Elvis zu mir: „Heute fahren wir zum Bill-Haley-Konzert nach Frankfurt.“ Wir alle standen während des Konzerts hinter der Bühne und schauten zu. Im Familien- und Freundeskreis hieß Elvis kurz „El“, und auch Bill Haley begrüßte ihn mit „Hey, El!“ – Das Taxi hatten wir am hinteren Eingang abgestellt. Aber irgendwie hatte es sich unter den Fans herumgesprochen: „Elvis ist bei Bill!“ Als das Konzert zu Ende war, und wir zu unserem Taxi gingen, konnten wir es kaum noch sehen, so viele Fans hatten sich eingefunden. Die Polizei war auch da und machte uns den Weg frei bis zur Straße. „Viel Glück für die Heimfahrt!“ wünschte uns ein Wachtmeister. Also fuhren wir los. Die Fans hinter uns her. Meine größte Sorge war, keinen Unfall zu bauen bei dieser Fan-Verfolgungsfahrt quer durch Frankfurt. Irgendwo musste ja auch wohl ein Hinweisschild kommen in Richtung Friedberg/Bad Nauheim. Am nächsten Tag fuhren wir zu Haleys Auftritt nach Mannheim, was eher harmlos war im Vergleich zu Frankfurt.

Eine lustige Fahrt war auch die nach Grafenwöhr ins Manöver. Unterwegs sagte Elvis, er habe Hunger, aber ich konnte nirgendwo was zum Essen holen, denn es war Nacht. Elvis fragte: „Oskar, was hast du zu essen dabei?“ Meine Frau  hatte mir ein paar Butterbrote eingepackt. Was blieb mir also übrig, die Wegzehrung unter uns Fünfen zu teilen: Vernon, Red, Lamar, Elvis, und für mich blieb auch noch etwas übrig.

Als es langweilig im Auto wurde, fing Elvis an, Sätze zu bilden. Das ging so: Er sagte: „Vernon, kennst du Bill?“ Der antwortete: „Till von der Hill“ – Und weiter ging’s mit Red und Lamar. Immer musste etwas  wie „Hill“, „Till“, „Will“ oder „Kill“ dabei sein. Es war lustig, was da alles gedichtet wurde.

Am 21. Dezember, einen Tag nach der Rückkehr aus dem Manöver in Grafenwöhr fuhr ich Vernon, Red , Lamar und Elvis nach Frankfurt zur Abholung des BMW 507 beim Autohaus Wirth. Auf einigen Fotos während der Übergabe in der Fahrzeughalle bin ich neben Elvis gut zu erkennen, als Elvis zum Spaß für die Fotografen eine BMW Isetta bestieg.

Auf der Rückfahrt nach Bad Nauheim war Vater Vernon zunächst Beifahrer und löste Elvis am nächsten Rastplatz ab. Beim nächsten Wechsel war Red an der Reihe und schließlich Lamar. Danach sagte Elvis: „Oskar, jetzt darfst du fahren!“ – „Und wer soll die Taxe nach Bad Nauheim fahren?“ erwiderte ich. „Das kann mein Vater übernehmen.“ meinte Elvis. Doch das konnte ich nicht machen, da er ja keinen Taxischein hatte.

Am 23. Dezember, einen Tag vor Weihnachten, fuhr ich allein nach Frankfurt. Ich sollte Margit Bürgin eine Armbanduhr als Weihnachtsgeschenk von Elvis überbringen. Elvis hat Margit einige Male im Hotel Grunewald getroffen.

Ich erhielt von Elvis zu Weihnachten 1958 einen Bildband über seine Villa Graceland.

Einmal fragte er mich: „Wer ist denn Vera Tschechowa?“ Ich sagte: „Sie ist ein sehr bekannter Filmstar und hübsch!“ – Die Fahrt mit Elvis und Vera zum Frankfurter Zoo ins Tropenhaus gehören zu meinen schönsten Erinnerungen.

Anfangs musste ich Vernon und die Oma zum Einkaufen im P.X. und US-Commissionary fahren. – Dann war da  noch der Autokauf von Vater Vernons Mercedes 300 in Frankfurt am Opel-Kreisel. Damit hatte er bald danach einen Unfall mit Totalschaden.

Eines Tages sagte Elvis zu mir: „Ich muss etwas für mein Muskeltraining und gegen die Langeweile meiner Leibwächter hier im Grunewald tun.“ – Ich kannte einen bekannten Eishockeyspieler. Der hieß Leo Bartschikowski und hatte Gewichte zum Stemmen für Gewichtheber. Also fuhren wir mit den Eisen ins Grunewald. – Rückenlage, und die 50 kg hoch stemmen. Man kann sich vorstellen, was für eine Gaudi das war! – Armer Herr Schmidt! – Zwei Tage später war Schluss mit Gewichtheben!

Dann kam noch einmal ein Hauswechsel vor. Diesmal musste es ein separates Haus sein, denn Elvis wollte nicht noch einmal umziehen. Ich kannte einen Immobilienmakler, der den Wechsel in die Goethestraße 14 erledigte. Ich musste Elvis einen großen Kühlschrank besorgen, den er mir versprach, wenn zurück in die USA ginge. Vater Vern on war i m März 1960 nicht so großzügig wie Elvis. Er verlangte 10.- DM von mir. So kniepig war Vater Vernon!

Eines Abends sollte ich Red aus Becks Bierbar abholen. Red kam Richtung Taxi, aber zwei US-Soldaten folgten ihm. Sie fragten laut: „Wie stark ist wohl Elvis’ Leibwächter?“ Das wollten sie herausfinden. Zwei kurze Schläge von Red – zweimal K.O. für die G.I.s. Nun mussten wir uns beeilen, da wegzukommen, bevor andere Gäste aus Becks Bierbar heraus kamen und alles miterleben konnten. Sie fanden aber nur die benommenen Herausforderer am Boden vor.

Nach unseren vielen gemeinsamen Fahrten in Bad Nauheim, nach Friedberg oder Frankfurt, über Monate hinweg, konnte Elvis ab Januar 1959 mit dem neuen BMW alle Fahrten selbst übernehmen. – Wir verabschiedeten uns in der Goethestraße 14 und wünschten uns alles Gute.

OskarMallmannFB