Sep
13
2011

VOR 30 JAHREN: SIMON & GARFUNKEL IM CENTRAL PARK

SP-Cover

Es war der 19. September 1981, und es war mehr als nur ein Konzert: Nicht weniger als eine halbe Million Menschen versammelten sich im New Yorker Central Park, um die Live-Reunion von Simon & Garfunkel mitzuerleben – ein denkwürdiger Abend…

Text: Ernst Hofacker

Ohne kitschig klingen zu wollen: Hier war wohl Liebe im Spiel. Nicht die Liebe zwischen zwei Menschen, stattdessen die Liebe vieler Menschen, und zwar die zu sich selbst, zu den eigenen Träumen und nicht zuletzt zu den Liedern, die diese Träume repräsentieren.

Gesungen wurden sie an jenem 19. September 1981 von zwei Männern, die wie wenige andere für die Aufbruchstimmung der 1960er Jahre stehen. Paul Simon und Art Garfunkel hatten als erfolgreichstes Pop-Duo dieser Ära mit Songs wie “Sounds Of Silence”, “Mrs. Robinson” und “Bridge Over Troubled Water” den Soundtrack für ein Amerika geschrieben, das angesichts der Kennedy-Morde, des hässlichen Vietnamkrieges und der fortwährenden Diskriminierung seiner schwarzen Bevölkerung von einer besseren Welt träumte.

SP-Cover2Simon & Garfunkel hatten sich nach ihrem grandiosen letzten Album (BRIDGE OVER TROUBLED WATER, 1970) getrennt, es folgten die 1970er Jahre – ein Jahrzehnt der allgemeinen Desillusionierung. Als die beiden Musiker im Spätsommer 1981 im New Yorker Central Park erstmals wieder gemeinsam auf der Bühne standen und sich aus diesem Anlass dort mehr als 500.000 Zuhörer versammelten, hatte das Ganze auch etwas von einem nostalgischen Treffen alter Freunde. Oder, wie es im S&G-Song “Bookends” heißt: “A time of innocence, a time of confidences … preserve your memories, they’re all that’s left you”. Zwar war dieses Lied an jenem Abend nicht zu hören, dafür aber genug andere, welche die Zuhörer zurück beamten in die “Swinging Sixties”.

Darunter auch eines, das die wenig romantische Gegenwart auf beklemmende Weise ins Bewusstsein rief: “The Late Great Jonny Ace”, ein von Paul Simon gerade erst geschriebener Song, zog eine Verbindung vom unsinnigen Tod durch russisches Roulette, der den im Titel genannten legendären R’n’B-Sänger 1954 ereilt hatte, zum ebenso unsinnigen Mord an John Lennon, der nur wenige Monate zuvor, im Dezember 1980, und nur wenige Meter entfernt von der Bühne des Central Park geschehen war. Viele New Yorker standen zu dieser Zeit noch unter dem Schock der Tragödie, und an diesem Abend hätte leicht ähnliches geschehen können. Just als Simon & Garfunkel “The Late Great Johnny Ace” sangen, stürmte ein Mann auf die Bühne und stürzte sich auf Simon. Im letzten Moment konnte er vom Sicherheitspersonal abgefangen werden. Während er abgeführt wurde, waren deutlich die Worte zu vernehmen, die er Simon zurief: “Ich muss unbedingt mit dir sprechen!” Ein Zwischenfall, der Publikum wie Künstler sichtlich erschrak und den ohnehin emotionalen Abend noch weiter auflud.

Es war tatsächlich so, wie die Rolling Stones in “Gimme Shelter” sangen: “Love, children, it’s just a kiss away … murder, sister, it’s just a show away”.