Als erster US-Rockstar tourte Billy Joel 1987 durch die damalige Sowjetunion. Nun wird die legendäre Konzertreise unter dem Titel „A Matter Of Trust – The Bridge To Russia“ neu veröffentlicht – überarbeitet, um zusätzliche Titel erweitert und ergänzt um eine faszinierende Filmdokumentation.

Text: Ernst Hofacker

Dass die Mauer nur drei Jahre später fallen würde, war im Herbst 1986 nicht zu ahnen. Auch für Billy Joel nicht, der damals in der Folge von Perestroika, Glasnost und des in der Sowjetunion einsetzenden politischen Tauwetters eine Einladung zu einer Konzertreise dorthin erhalten hatte. Ein knappes Jahr später war es soweit, im August 1987 flog Joel mit Familie und Band nach Tiflis. Dort startete er die sieben Stationen umfassende Tournee mit einem akustischen Abend, bevor er in Moskau drei Stadionshows spielte und in Leningrad drei Hallenkonzerte gab – allesamt ausverkauft, frenetisch bejubelt und, erstmals in der Sowjetunion, live im Radio übertragen.

Begegnung der besonderen Art

Es war eine Reise mit Folgen, beiderseits des Eisernen Vorhangs hatte die Tournee Signalwirkung. Weitere westliche Musiker sollten dem „Piano Man“ folgen, und der kulturelle Impuls, der von seinen Konzerten ausging, kann schwerlich überschätzt werden. Aber auch bei Joel selbst hinterließ der außergewöhnliche Trip Spuren. Inspiriert durch einen Clown, den er dort kennengelernt hatte, schrieb er bald darauf seinen Song „Leningrad“, der die Begegnung mit der russischen Bevölkerung in berührenden Textzeilen thematisierte und längst als eine seiner bekanntesten und engagiertesten Arbeiten gilt. Veröffentlicht auf dem 1989er-Album Storm Front, wurde „Leningrad“ auch als Single ausgekoppelt.
Das damals veröffentlichte Livealbum „Концерт – Live In Leningrad“ ist nun unter dem Titel A Matter Of Trust – The Bridge To Russia: The Music erhältlich. Der Clou daran: Die Doppel-CD enthält zwölf bislang unveröffentlichte Titel. Neben den bereits bekannten Highlights, darunter auch die beiden Coverversionen „Back In The USSR“ (Beatles) und „The Times They Are A-Changin’“ (Bob Dylan), gibt es nun auch Joel-Klassiker wie „The Longest Time“, „Piano Man“ und „Still Rock’n’Roll To Me“ zu hören.

Paket mit privaten Filmaufnahmen

Die Tournee wurde damals nicht nur für ein Livealbum mitgeschnitten sondern auch professionell gefilmt. Bislang nur auf VHS erschienen, wurde das Material vom Konzert in Leningrad nun aufwendig restauriert und das originale Tracklisting um sieben damals nicht gezeigte Songs erweitert. Dazu hat der US-Regisseur und vierfache Emmy-Preisträger Jim Brown (u. a. „Pete Seeger: The Power Of Song“) aus den teils auch privaten Aufnahmen eine faszinierende Filmdokumentation zusammengestellt, die spannende Einblicke in die Umstände gibt, unter denen diese erste große Sowjettournee eines US-Rockstars damals stattfand. Beides ist auf der DVD/BluRay „A Matter Of Trust – The Bridge To Russia: The Concert“ enthalten.

A MATTER OF TRUST – THE BRIDGE TO RUSSIA kommt in der Deluxe Edition als Boxset mit einem Konzertfilm in voller Länge (The Concert) auf DVD/BluRay, einem Doppelalbum inklusive bisher unveröffentlichter Tracks und Bonusmaterial auf CD (The Music). Zusätzlich beinhaltet das Package ein Buch mit seltenen Fotos und neuen Liner Notes sowie Augenzeugenberichten von Autoren und Journalisten wie Gary Graff, Michael Jensen, Neal Preston, Rona Elliot und Wayne Robins.

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