UNVERGESSEN: LOUIS „SATCHMO“ ARMSTRONG
Er war ein musikalischer Gigant: Louis Armstrong wurde im letzten Jahrhundert zum wohl bedeutendsten und einflussreichsten Musiker des Jazz. Vor 40 Jahren starb der Trompeter und Entertainer in New York.
von Ernst Hofacker
Wer Satchmos Trompete hört, sieht noch heute seine rollenden Augen und sein breites Grinsen vor sich. Louis Armstrongs Musik war direkt, spontan, zupackend und voller extrovertierter Lebensfreude – er war der erste große Virtuose des Jazz. Mehr noch: Im Laufe seiner Karriere wurde er zum Synonym für diesen Stil und darüber hinaus zu einem der größten Entertainer, die Amerika je hervorgebracht hat.
Sohn einer Gelegenheitsprostituierten
Angefangen hatte für ihn alles in Storyville, dem legendären Vergnügungsviertel von New Orleans. Dort sammelte der am 4. August 1901 geborene Sohn einer Gelegenheitsprostituierten seine ersten Erfahrungen als Musiker. Protegiert von Pionieren wie King Oliver und Kid Ory, erwarb er sich mit seinem Kornett schon in den 1910er Jahren einen Ruf, der bis nach Chicago drang. Die „Windy City“ wurde im folgenden Jahrzehnt zum Zentrum des jungen Jazz. Armstrong tauchte dort 1922 auf und schrieb alsbald Jazzgeschichte: Mit seiner Studiogruppen Hot Five und Hot Seven nahm er ab 1925 eigene Platten auf, die wegweisend für die weitere Evolution des Jazz wurden. Ende des Jahrzehnts ließ er zudem erstmals auch seine warmherzige Bassstimme hören.
Als nach Einführung des Tonfilms im Jahr 1929 in Hollywood ein Boom für Musicalfilme entstand, wurde Louis schnell zu einem der meistgebuchten Protagonisten auf der Leinwand. Sein Fach: der freundliche, immer gut gelaunte Schwarze. Eine Rolle, die ihn weltberühmt und reich machte, ihm in den kommenden Jahren aber auch Kritik einbrachte. Das puristische Jazzpublikum warf ihm vor, das Interesse an der Musik weitgehend verloren zu haben und für den weißen Mann den Onkel Tom zu geben.
Der Einfluss der Brass Bands
Ein Vorwurf, den Satchmo zeitlebens nicht verstanden hat. Nie hatte er ein Problem damit, für das Publikum auf der Bühne den possentreibenden Spaßmacher zu mimen, denn erstens entsprach das seinem extrovertierten und lebensfrohen Naturell und zweitens hatte er es schon in seinen Kindertagen von den umherziehenden Brass Bands in New Orleans gelernt.
In den ersten Dekaden des Jahrhunderts gehörte derlei ohnehin zur selbstverständlichen „Bühnenarbeit“ schwarzer Musiker – selbst die Virtuosen der angesehenen Showbands aus dem New Yorker Cotton Club fungierten bei zwischendurch auftretenden Comedy-Acts gelegentlich als augenrollende Sklavendarsteller. Vergessen wir nicht: Sie spielten für ausschließlich weiße Besucher.
Tief innen Jazzer
Ohnedies kehrte Armstrong im Laufe seines Lebens immer wieder in die Arme der Jazzszene zurück, etwa mit seinem grandiosen Performances beim Newport Jazz Festival, einigen Alben, die er gemeinsam mit Ella Fitzgerald einspielte, sowie der Platte, die er 1961 mit dem anderen schwarzen Jazzgiganten seiner Zeit, Duke Ellington, aufnahm. Großartige Arbeiten, die bewiesen, dass er es nach wie vor drauf hatte. Die Welt aber liebte ihn für Evergreens wie „Hello Dolly“ und „What A Wonderful World“.
Louis Armstrong verstarb einen Monat vor seinem 70. Geburtstag am 6. Juli 1971 in New York an den Folgen einer Herzattacke.