In diesem Jahr wäre Johnny Cash 80 geworden. Nahezu sein gesamtes Berufsleben hat der „Man in Black“ bei Columbia zugebracht, weshalb die Firma den Übervater der Countrymusik nun mit einem Boxset würdigt, das sämtliche 63 dort veröffentlichten Alben enthält – zum sensationellen Preis!
von Ernst Hofacker

Man sollte den Wert der Dinge nicht immer nur nach ihrem Preis taxieren. Und doch muss es an dieser Stelle mal sein: Ein großer Online-Händler bietet „The Complete Columbia Collection“ von Johnny Cash, also ein Boxset mit 63 Alben in Replikas der Originalcover sowie einem dicken Büchlein mit den nötigen editorischen Informationen, für schlappe 155,95 Euro an – nach Adam Riese sind das weniger als 2,50 Euro pro Album. Wobei es sich nicht etwa um das Werk von irgendjemandem handelt. Neun Jahre nach seinem Tod grüßt Johnny Cash noch immer wie ein Monolith aus dem 20. Jahrhundert ins neue Millennium hinüber, größer denn je. Fest steht: Den in diesen Zeiten allzu sorglos verwendeten Begriff der Legende hat kaum einer mehr verdient als der Erfinder des lakonischen „Boom-Chicka-Boom“.

Schenken wir uns die lange Litanei von Johnny Cashs Taten, sie mögen in einschlägigen Lexika nachgelesen werden. Schauen wir lieber in diese Box und staunen, was der Meister neben den einschlägigen Hits und den Grundpfeilern seines großartigen Katalogs noch alles hinterlassen hat. Jede Menge interessante Arbeiten finden sich da, zum Beispiel frühe Country-Konzeptalben aus den 1960er Jahren, die sich mit dem Schicksal der Indianer oder auch mit der amerikanischen Geschichte allgemein befassen; Live-Alben aus den verschiedenen Phasen dieser bald 50-jährigen Karriere, darunter die berühmten aus Folsom Prison und San Quentin; jede Menge Gospelplatten, vor allem aufgenommen in den 1970er Jahren, dann wieder interessante Duett-Alben, notabene die mit den Highwaymen, aber auch Diskussionswürdiges wie gelegentlich uninspirierter Nashville-Kommerz, Weihnachts- und Kinderplatten.

Johnny Cash war nicht nur ein fleißiger Musiker, er war ein Profi und kannte die Spielregeln der Branche. Oft genug hat er das künstlerische und kommerzielle Risiko gesucht, genauso oft aber bot er dem Publikum auch das, was es von einem Star des Genres erwarten durfte. „The Complete Columbia Collection“ unterschlägt nichts, im Gegenteil, das Set bietet neben den versammelten Originalalben auch eine erweiterte Sammlung der Singles, die Cash vor seiner Columbia-Zeit für Sun aufnahm, sowie ein Doppelalbum mit Non-Albumtracks. Fast überflüssig zu erwähnen, dass viele Original-Cash-Alben hier zum ersten Mal überhaupt auf CD zu finden sind.

Vollbedienung also für Cash-Aficionados und Musikarchäologen, aber auch für jeden, der ein Herz für großartige Countrymusik hat. Ach, und hatten wir schon über den Preis geredet?